Karlsruhe.
Sie ist gerade einmal 1,61 Meter groß, ein Fliegengewicht. Eine zarte, blonde Frau. Zwölf Jahre lang war sie Box-Weltmeisterin des Verbandes WIBF – eine Königin im Ring. Nach dem Ende ihrer Profikarriere hat Regina Halmich nicht die Hände in den Schoß gelegt. Die 36-jährige Karlsruherin engagiert sich, macht sich stark für Frauen und Kinder, denen Gewalt angetan wird – und jetzt für die Aufklärung über ein Frauen-Angst-Thema: Brustkrebs. Jutta Bublies sprach mit ihr.
Sie haben sich für den amerikanischen Bodypainting-Künstler Filippo Ioco ausgezogen. Er hat sie bemalt. Danach wurden Sie für die Brustkrebs-Aufklärungskampagne Pink Ribbon Deutschland fotografiert. Sie haben sich auch schon mal für den Playboy ausgezogen.
Halmich (lacht): Ja, das ist aber ein großer Unterschied! Brustkrebs ist ein sehr wichtiges Thema für Frauen. Ich habe eine Freundin, die hatte schon zweimal Brustkrebs. Sie hat es Gott sei Dank überstanden. Die Mutter meines Freundes ist an Krebs gestorben, Bauchspeicheldrüsen-Krebs. Wir haben sie in den letzten Monaten begleitet. Ein schlimmes Erlebnis, wenn man jemanden sieht, der Woche für Woche immer weniger wird. Krebs ist für mich gefühlt die Volkskrankheit Nr.1.
Leider nehmen immer noch zu wenige Menschen an Krebs-Vorsorge-Untersuchungen teil.
Das ist der Grund dafür, warum ich bei der Aktion von Pink Ribbon Deutschland „Hinfühlen statt Wegsehen“ mitmache. Ich taste auf den Bildern auch meine Brust ab. Neben den Fotos wird erklärt, wie man beim Abtasten vorgehen sollte. Es ist wichtig, dass man da die Hemmschwelle überwindet. Um festzustellen, ob alles o.k. ist oder man da einen Knoten spürt. Viele Tumore werden beim Abtasten von Frauen selbst entdeckt. Die Fotos und die Erklärungen hierzu findet man im Internet (www.pinkribbon-deutschland.de). Es ist geplant, dass diese demnächst auch als Flyer in Frauenarzt-Praxen und Brustzentren ausliegen.
Sie engagieren sich auch für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit der Aktion „Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns“.
Der DOSB ruft seit 2008 Kampfsportvereine auf, Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen anzubieten. Da werden verschiedene Situationen geprobt, die Frauen im Alltag zustoßen können.
Ich fühle mich mit Frauen solidarisch. Es gibt Frauen, die nicht ganz so selbstbewusst sind wie ich. Frauen sind noch nicht überall gleichberechtigt. Außerdem sind sie Männern körperlich unterlegen. Bei der Aktion „Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns“ geht es hauptsächlich darum, darauf hinzuweisen. Die Hemmschwelle, in für sie gefährlichen Situationen auch zuzuschlagen, gibt es hauptsächlich bei Frauen. Frauen müssen lernen, diese Hemmschwellen in Notsituationen zu überwinden.
Sie sind das Gesicht des weiblichen Boxsports. Sind Frauen als Boxerinnen beim Leistungssport heute genauso anerkannt wie Männer?
Nein. Frauen-Boxen hat seine Daseinsberechtigung. Aber die Frauen werden da weiterhin kämpfen müssen um die Gleichstellung. Da gibt es leider immer noch Unterschiede. Mit dem Publikum gibt es kein Problem. Die Leute schätzen Leistung, unterscheiden nicht zwischen Männlein und Weiblein. Das Publikum weiß, dass es gute und schlechte Kämpfe gibt. Aber Boxen war die letzte Männerbastion. Da sieht mancher Macho eine Frau nicht gerne.
Der Boxsport hat Ihnen eine Nasen-Operation bei einem Düsseldorfer Schönheitschirurgen beschert.
Die Nase wurde vor zwei Jahren gemacht. Sie war zweimal gebrochen. Das sah nicht mehr toll aus. Ich wollte meine Nase zurück, so wie sie einmal war. Die Operation dauerte sechs Stunden. Das war nichts Einfaches.
Gibt es für Sie neue Projekte in diesem Jahr?
Ich werde eine eigene Fitness-Kollektion bei Adidas machen. Ich finde, es sollte noch chicere Box-Shorts, T-Shirts und Trainingsanzüge auch für Frauen geben.