Berlin. In der dritten Staffel der Castingshow „The Voice of Germany“ bei ProSieben und Sat.1 sitzt der Sänger der Band „Sunrise Avenue“, Samu Haber, auf der Jurorenbank. Gebucht nur als „Ersatz“ für Rea Garvey hat der junge Finne rasch die Herzen der Zuschauer erobert.

„Ersatz“ hat man ihn vor Beginn der Show genannt. Ersatz für Rea Garvey, der nach zwei Staffeln ausgestiegen ist aus der Jury der Castingshow „The Voice Of Germany“. Und gekannt haben die meisten Deutschen eher seine Stimme als seinen Namen. Alles Schnee von gestern. Denn nach zwei Wochen ist aus dem vermeintlichen Ersatz der heimliche Star der dritten Staffel geworden. Und wie der Sänger der Band „Sunrise Avenue“ heißt, ist den Zuschauern mittlerweile auch bekannt: Samu Haber.

Schlabberiges T-Shirt, Jeans und Sneaker – ein bisschen sieht der 37-Jährige immer so aus, als sei er gerade erst aufgestanden. Verwuschelt ist das hellblonde Haar, verschmitzt das Lächeln, verträumt gucken die blauen Augen. Wie Michel aus Lönneberga in groß.

Und wenn er spricht in seinem deutsch-englischen Kauderwelsch, dann finden das ganz viele Mädchen unheimlich „süüüüüß“ und ihre Mütter zumindest recht unterhaltsam. Die meisten Männer dagegen würden wohl mal gerne einen trinken gehen mit dem Kerl aus Helsinki, der nach eigener Aussage einen Hang zu deutschem Kräuterlikör verspürt, aber auch ein kühles Bier nicht ablehnt.

Samu Haber sah "The Voice of Germany" als große Herausforderung

„Darf der Finne auch was sagen?“, fragt Samu gerne und hebt die Hand wie in der Schule. Aber das ist rein rhetorisch, weil er sich auch durch ein lautstarkes „Nein“ seiner Umgebung wohl nicht stoppen lassen würde. Jedenfalls ist nichts mehr davon zu spüren, dass er nach eigener Aussage „lange gezögert“ hat, bevor er das Angebot für „The Voice“ angenommen hat. Weil er doch so schlecht deutsch sprach, obwohl er ja deutsche Vorfahren hat. „Die größte Herausforderung meines Lebens“, nennt er den Job als Coach. „Aber ich genieße es und hätte es bereut, wenn ich abgesagt hätte.“

Nun ist er da, spricht „49 Prozent der Zeit deutsch, ansonsten englisch mit ein bisschen finnisch und spanisch dabei“. Was Sätze hervorbringt wie: „Ich will soooo viel hug you.“ Oder was ihn bei besonders gelungenen gesanglichen Darbietungen schon einmal schwärmen lässt: „Das war so toll, ich habe eine Hühnerhaut.“

Will der Charmebolzen jemanden in seinem Team haben, verspricht er das Blaue vom Himmel. Protzt mit seinen Kontakten in der Musikszene, lockt mit einem Trip nach Nashville und will die Teilnehmer nicht nur zur „Voice Of Germany“ machen, sondern zu „einem international Superstar“. So hat der Mann aus dem Norden seine Plätze im Team fast schon alle besetzt. Was für ihn natürlich kein Grund ist, nicht weiter um neue Kandidaten zu werben. „Komm zu Papa.“

"The Voice of Germany" lässt wenig Zeit für die Freundin

 Das sehen die anderen Coaches nicht gerne, wirklich böse sein aber können auch sie ihm nicht. Selbst Alec Völkel und Sascha Vollmer grollen nie lange. Im Ge­genteil: „Bossy Hossy“, wie der Finne BossHoss nennt, und Samu haben sich vielleicht nicht gesucht, aber sie haben sich hier gefunden. „Es ist Humor wie in einer Fußballumkleide, wir sind auf angenehme Art gemein zueinander.“

Gekämpft wird übrigens auch in den Charts. Dort stieg der Blondschopf mit neuem Album seiner Band Sunrise Avenue auf Platz drei ein, BossHoss mit der jüngsten CD sogar einen Rang höher.

Bis in den Dezember geht „The Voice of Germany“, im nächsten Jahr folgt die Tour zur neuen Platte. Es läuft gut für den 1,93-Meter-Mann. Nur für seine Freundin Vivianne Raudsepp, 23 Jahre alt, blond und finnisches Fotomodell, bleibt da im Augenblick wenig Zeit. Nicht schlimm, findet Samu Haber, denn: „Es macht niemanden glücklich oder Beziehungen haltbarer, wenn man jeden Tag zusammen verbringt“, hat er neulich in einem Interview erklärt. „Das kann eine Freundschaft auch vernichten.“