Münster.. Auf natürlichem Wege gezeugt, gibt es Fünflings-Entbindungen nur alle 50 Millionen Geburten. Familie Touma aus Gronau hatte Zwillinge erwartet, doch Mutter Fedah brachte Fünflinge zur Welt. Noch müssen die Babys im Krankenhaus bleiben. Und die Eltern? Haben eine größere Wohnung gesucht.
Zwieback mit Zuckerstreusel haben sie aufgetischt im Familienhaus des Uniklinikums Münster. Wie das so Sitte ist, wenn Nachwuchs gekommen ist. Zumindest in den Niederlanden, wo Makarios Touma groß geworden ist, bevor er mit seiner Frau Fedah nach Gronau gezogen ist. Hellblau sind die „beschuit met muisjes“, wenn ein Junge das Licht der Welt erblickt hat, rosa, wenn es ein Mädchen ist. Die Toumas haben nur rosa genommen. Aber davon ganz viel. Sie sind vor gut zwei Wochen Eltern von Fünflingen geworden. Und alle sind Mädchen, gezeugt auf natürlichem Weg. Was nur alle 50 Millionen Geburten passiert. „Es wird sich“, ahnt der 31-Jährige, „jetzt wohl einiges ändern.“
Wird es. Für ihn, für seine 26-jährige Frau, aber auch für den dreijährigen Michael, der aufgeregt um den Tisch läuft und stolz erste Fotos von seinen Schwestern Maria, Melissia, Justina, Josefina und Evelyn verteilt, die noch auf der Intensivstation liegen.
„Zwei Jungen und zwei Mädchen“, hat sich Fedah Touma, immer gewünscht. Deshalb war die Familie auch glücklich, als ein Frauenarzt im Frühjahr eine neue Schwangerschaft bestätigte. „Da war aber noch von Zwillingen die Rede“, erinnert sich Makarios. Beim nächsten Termin sprachen die Ärzte bereits von vier Kindern, kurz darauf von fünf. Da ist den Toumas dann doch ein wenig mulmig geworden. „Wir hatten Angst, bei der nächsten Untersuchung sind es auf einmal sechs.“
Schwangerschaft verlief komplikationslos
Am Ende ist es doch bei fünf Babys geblieben. Was ja aus medizinischer Sicht mit genug Risiken behaftet ist. Aber Fedahs Schwangerschaft „verlief komplikationslos“. „War nur viel los in meinem Bauch.“ Erst in der 23. Woche ist sie ins Krankenhaus gekommen. „Aber nur, damit die Ärzte regelmäßig kontrollieren konnten, ob es den Kindern gut geht“, sagt Klinik-Sprecherin Marion Dreischer.
In der 30. Woche haben sie die Mädchen dann per Kaiserschnitt geholt. Im Minutentakt, mit einem Großaufgebot von 25 Ärzten, Hebammen und Pflegern in zwei Kreissälen. Makarios war dabei und ist „nicht umgefallen“. „Ich habe aber auch nicht viel gesehen.“ Aufregend war die Geburt aber für alle. „Fünflinge hatten wir hier auch noch nicht“, sagt Dreischer.
Wenn es den Kindern weiterhin gut geht, können sie in acht Wochen entlassen werden. Nach langem Suchen haben die Toumas eine größere Wohnung gefunden, haben jetzt knapp 140 statt 70 Quadratmeter für sieben Personen. „Wenn die Mädchen größer werden, wird aber auch das wohl zu eng“, fürchtet Makarios.
Anderes kann nicht so lange warten. Die Windeln im ersten Jahr sponsert das Krankenhaus, und Strampler gibt es auch schon in größerer Menge. Was noch fehlt, sind Kinderwagen und Kindersitze. Und ein neues Auto. „In meinen alten Golf kriege ich ja keine sieben Leute“, sagt der gebürtige Syrer. Doch das Geld ist knapp, Makarios derzeit ohne Job. „Ich suche dringend Arbeit“, sagt er. „Irgendetwas auf dem Bau oder im Handwerk.“
Nur die Schwiegereltern wohnen in der Nähe
Die Gattin wird genug zu Hause zu tun haben. Füttern, waschen, wickeln. Ihre Eltern leben noch in Syrien, der Rest der Familie ist über ganz Deutschland verstreut. Nur ihre Schwiegereltern wohnen ein paar Kilometer von Gronau entfernt. „Wir haben“, sagt Kliniksprecherin Dreischer, „deshalb bereits Kontakte zu Hilfsorganisationen geknüpft.“ Und Makarios hat versprochen: „Wenn ich da bin, werde ich natürlich helfen, wo ich kann. Auch beim Windeln wechseln.“
Ansonsten wollen die Toumas „alles auf sich zukommen lassen“. Nur die Familienplanung ist wohl abgeschlossen. „Ich glaube“, sagt Makarios und Fedah nickt dazu, „es reicht jetzt.“