Mainz/München.. Dokus gehören zum Info-Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Doch sie gelten als Quoten-Gift. Jetzt versprechen ARD und ZDF bessere Sendeplätze.

Einmal im Jahr bietet ihnen das Grimme-Institut eine große Bühne. Dokumentarfilmer genießen die Gala in Marl mehr als andere Preisträger. Kein Wunder: Dokus gelten als Quoten-Gift – selbst bei den Öffentlich-Rechtlichen. Dabei gehört Information zu ihrem gesetzlichen Auftrag. ARD und ZDF geloben Besserung mit ihrem neuen Programm-Schema.

Montags ist beim Ersten Info-Tag. Bereits jetzt startet das Programm nach der „Tagesschau“ mit einer Natur-Doku, der um 21 Uhr die „Legenden“-Reihe folgt. Das bleibt im Kern auch so, wenn im September die Ära Jauch beginnt. Das Erste bleibt weiter der Natur auf der Spur, um 22.45 Uhr, nach „Hart, aber fair“ und „Tagesthemen“, kündigt der Sender-Verbund 45-minütige „Hochglanz-Dokumentationen“ an.

Was genau dazugehört, behält das Erste fürs Erste für sich. Nur soviel: Ein Report über Aufstieg und Fall von Peter Hartz, dessen Name für Sozialhilfe 2.0 steht, findet sich darunter, der grüne Ex-Außenminister Fischer erinnert sich an die Anschläge vom 11. September 2001, zudem arbeitet die ARD die Panzer-Konfrontation am Checkpoint Charlie vom Oktober 1961 auf. Keine Regel ohne Ausnahme: Acht Mal muss die Montagsdoku dem „Satire-Gipfel“ weichen.

Das ZDF kündigt bereits für Mai eine Info-Offensive an. Der Dienstag soll der Doku-Tag der Mainzelmänner bleiben. Allerdings senden sie am liebsten mit seichtem Royal-Material gegen die Erfolgsserien von ARD und ZDF an. Die Frischware firmiert künftig unter dem Etikett „ZDF Zeit“. Mittwochs aber will Chefredakteur Peter Frey die Info-Formate aus dem Niemandsland nächtlicher Sendeplätze befreien. Stattdessen platziert Frey Dokus mittwochs um 22.45 Uhr unter der neuen Marke „Zoom“. Das klingt gut – wäre da nicht die Champions League, die das ZDF für insgesamt 162 Millionen Euro erworben hat. Kein Wunder, dass Medienexperten wie Jo Groebel die öffentlich-rechtlichen Bemühungen um publikumswirksame Information mit Skepsis sehen. Früher seien Dokus „generell auf besseren Sendeplätzen“ gewesen, befindet der Chef des Deutschen Digital-Instituts in Berlin, im Hinblick auf den Programm-Auftrag von ARD und ZDF eine „Selbstverständlichkeit“.

Offensiver werben

Dass Dokus von den Öffentlich-Rechtlichen inzwischen „fast als lästig“ empfunden werden, führt Groebel auf einen Wandel der politischen Debatte über die Legitimation der Rundfunk-Gebühren zurück. Während Politiker in den 90ern die Qualität des Programms betont hätten, zähle heute vor allem Quote. Dazu Groebel: „Ich wünsche mir, dass ARD und ZDF offensiver für Dokus werben.“

Dass auch Dokus massenattraktiv sein können, beweist das Zweite mit seiner Sonntagsreihe „Terra X“. Einer der Quoten-Bringer: „Deutschland von oben“. Der Dortmunder Filmemacher Freddie Röckenhaus arbeitet deshalb nicht nur an der zweiten Staffel, sondern obendrein an einer Fassung, die als „Planet Germany“ im Kino landet.