London. Gerade erst hat Herzogin Kate die schlimme Schwangerschaftsübelkeit überstanden, da könnte ihr wieder schlecht werden: Eine renommierte britische Romanautorin zieht in einem Essay ganz schön über die 31-Jährige her, nennt sie ein “Zuchtvieh“, eine “Schaufensterpuppe ohne eigene Persönlichkeit“.
Zuchtvieh, Schaufensterpuppe, Plastiklächeln: Mit diesen giftigen Attributen hat Hilary Mantel, Englands renommierteste Romanautorin, die schwangere Herzogin von Cambridge charakterisiert. Ihre kontroversen Äußerungen überschatteten gestern nicht nur Kates ersten offiziellen Arbeitstag seit ihrem Krankenhausaufenthalt. Selbst Premier David Cameron, derzeit in Asien unterwegs, mischte sich erbost in den Streit ein.
„Kate, so scheint es, hat sich von einer Gelenkpuppe, der man Klamotten überzieht, hin zu einer Frau entwickelt, deren einziger Sinn und Zweck es ist, ein Kind zu gebären“, schreibt Hilary Mantel im London Review of Books. Darin mokiert die zweifache Booker-Preisträgerin sich auch über Kates „perfektes Plastiklächeln“. Auf die Autorin wirke die 31-Jährige wie eine „Schaufensterpuppe ohne eigene Persönlichkeit, definiert nur durch das, was sie trägt.“
Bissiges Essay zur beklagenswerten Rolle der Frauen im Königshaus
Das bissige und, nebenbei, brillant geschriebene Essay hebt eigentlich an, um die beklagenswerte Rolle der Frauen im Königshaus zu sezieren – Mantel ist da mit ihrer Leidenschaft für Geschichte Expertin. Ein Großteil ihrer 13 Romane spielt im Tudor-England, als royale Gemahlinnen nur eine kurze Lebenserwartung hatten, wenn sie dem Land keinen Thronfolger schenkten. Heute, so analysiert sie, kommt zum Gebärzwang der Terror der Öffentlichkeit.
Doch die teils treffende Argumentation kippt bei Mantel rasch ins Persönliche: „Kate scheint für ihre Rolle als Prinzessin ausgewählt worden zu sein, weil sie über jeden Vorwurf erhaben war: so dünn, dass ihr Anblick schmerzt, ohne eine Macke, ohne Eigenheiten, ohne das Risiko, dass sie jemals Charakter ausbilden würde.“ Wie auch ihre historischen Vorgängerinnen diene die Herzogin dem Palast als „Zuchtvieh“: „Eine royale Lady ist eine royale Vagina.“
Mitgefühl für eine junge Frau, die in anderen Umständen eine unbestritten schwierige Aufgabe meistert, klingt sicher anders. Doch Kate, abwechselnd gejagt von Paparazzi und kritisiert von prominenten Frauen, schritt Dienstag abermals mit tapferem Lächeln durch den Sturm. Nach fünf Wochen Pause wegen extremer Schwangerschaftsübelkeit absolvierte sie am Mittag erstmals wieder einen offiziellen Termin. In London-Clapham, wo sie den Ehrenvorsitz für ein Suchtbehandlungszentrum übernommen hat, sprach sie Patienten Mut zu. Es war ein lang ersehnter Auftritt, da das Königreich erstmals ihren Babybauch zu sehen bekam – eine Gier, die Mantel scharf verurteilt.
Auch Designerin Vivienne Westwood hatte Kate zuletzt kritisiert
Böse Worte gegen Kate hat es schon vergangene Woche von Punk-Designerin Vivienne Westwood im Rahmen der London Fashion Week gehagelt: „Es wäre großartig und besser für die Umwelt, wenn sie die gleichen Kleider einfach mal öfter anziehen würde.“ Zuletzt hatte Westwood den Stil der 31-Jährigen als „bieder“ verspottet.
Martels jüngste Tirade jedoch ist so explosiv, dass sich der Premierminister gestern von seiner Dienstreise in Indien einschaltete. Gegenüber der BBC bezeichnete der Regierungschef das Essay als „verletzend“: „Ich habe Kate bei offiziellen Anlässen als klug und spannend kennengelernt, als eine fantastische Botschafterin Großbritanniens. Darauf sollten wir stolz sein und auf fehlgeleitete Bemerkungen verzichten.“ Nur wenige Stunden nach der Online-Veröffentlichung des Aufsatzes hatten Tausende Briten ihrer Empörung in Internetforen Luft verschafft. Der Palast verzichtete auf eine Stellungnahme.