Köln.. Wer nicht einschlafen kann, sollte zusehen. Der Sommer-Dschungel von RTL hat keine der Qualitäten, die das Original auszeichnen. Vor allem keinen Biss.
Also bitte, RTL. Da macht Ihr uns den Mund wässerig mit der Ankündigung für ein Sommer-Dschungelcamp, wir freuen uns wie Bolle auf Zoff und Zank und schlafen dann fast ein vor dem Fernsehgerät. Am Freitag, 22.15 Uhr, geht’s weiter, am Samstag, 20.15 Uhr, ist nun Schluss.
Wie schwer es werden würde, an den Erfolg der regulären Ausgabe anzuknüpfen, man hat es schon nach der ersten Ausgabe von „Ich bin ein Star – lasst mich wieder rein“ gemerkt. Denn da war endlich klar, wie das Konzept funktioniert. Und dass es eben nicht funktioniert. Weil schon die Grundkonstellation nicht stimmt.
Vor Kameras zum Affen machen
Wo sonst ein Dutzend abgehalfterter C-Promis zwei Wochen bei teils widrigen Wetterbedingungen bei schlechtem Essen im australischen Busch zusammengepfercht werden und auf jede Art von Luxus verzichten müssen, treten hier jeweils drei ehemalige Kandidaten gegeneinander an, die nur mal kurz aus ihrem Alltag gerissen werden. Bei vielen von ihnen fragt man sich, was sie mehr antreibt, sich erneut vor laufenden Kameras zum Affen zu machen. Ist es die Angst davor, für immer vergessen zu werden, oder der aktuelle Kontostand?
Gemeinsam jedenfalls müssen sie dann Aufgaben lösen, die aus einer längst vergessenen TV-Zeit zu stammen scheinen und irgendwo zwischen Kindergeburtstag und Junggesellenparty pendeln. Kästen in einem Maislabyrinth suchen, in einer leerstehenden Nervenheilanstalt übernachten – regelmäßige Zuschauer von Joko & Klaas beginnen da schnell zu gähnen.
Logisch jedenfalls, dass sich kaum Animositäten und Gruppendynamiken entwickeln können. Und Daniel Hartwich und Sonja Zietlow haben auch keine Möglichkeit, einen ihrer Running-Gags zu entwickeln, schaffen es aber immerhin an guten Tagen, ein wenig Gehässigkeit aus dem Dschungel ins Studio zu retten.
Einigermaßen unterhaltsam aber wird es bisher nur, wenn noch alte Rechnungen offen sind. Wie in der Folge mit Sarah Knappik, Jay Khan und Mathieu Carrière. Stand Donnerstag war sie eindeutig der Höhepunkt einer lahmen Woche – wenn man auf diese Art der Unterhaltung steht. Teilweise noch immer nicht der deutschen Sprache mächtig, machte das Trio dort weiter, wo es 2011 in Australien aufgehört hatte, keifte sich an, tobte und tönte, dass es eine wahre Freude war. Nur auf Carrières Pinkeleinlage hätte man gerne verzichtet.
Eine Bremse ist kein Gaspedal
Was sonst – zumindest für kurze Zeit – in Erinnerung bleibt, sind Kleinigkeiten. Das Gesicht von Costa Cordalis, das immer mehr einer Maske ähnelt, die unglaubliche Naivität von Nadja Abd el Farrag, genannt Naddel, die eine Bremse nicht von einem Gaspedal unterscheiden kann, oder die gnadenlose Selbstüberschätzung eines Carsten Spengemann, der seit seiner Dschungelcamp-Teilnahme noch unsympathischer wirkt.
Am Samstag ist Finale. Die bisherigen Teilnehmer sind genauso wenig überraschend wie die mäßigen Quoten: Durchgesetzt haben sich fast immer die Favoriten. Cordalis ist dabei, Ingrid van Bergen, die in den Vorrunden übrigens eine der besseren Vorstellungen ablieferte, Brigitte Nielsen, Sarah Knappik, Willi Herren und Barbara Engel.
Viel interessanter könnte es allerdings heute Abend werden. Dann kämpft nämlich der Wendler um den Einzug in die Runde der letzten acht. Bei den Dreharbeiten hat er sich die rechte Hand gebrochen. Das ist nicht witzig, ändert aber angeblich nichts an dem Entschluss des Sängers, sich um eine erneute Dschungelteilnahme zu bewerben, obwohl er das Camp beim ersten Mal schon nach kurzer Zeit auf eigenen Wunsch verlassen hat. Manche lernen es eben nie.