Köln. Jedes Jahr brennen an Ostern die Osterfeuer. Doch was für viele eine schöne Tradition ist, würden manche Umweltschützer am liebsten sofort verbieten.
Der Moment, wenn sich die Flammen durch den ganzen Holzhaufen fressen, dann in die Höhe züngeln und die Menge ein paar Schritte zurückweichen lassen: Darauf freut sich Michael Hundt von der Kölner Jägerschaft am meisten, wenn er an das Osterfeuer im Kölner Friedenswald denkt.
Das veranstaltet die Jägerschaft gemeinsam mit der Forstverwaltung. Das Feuer sei ein Familienevent, das von den Kleinsten bis zu Oma und Opa alle zusammenführe, sagt Hundt. "Die meisten kommen jedes Mal - das macht einfach Spaß!"
Langjährige Tradition
Osterfeuer haben Tradition in NRW. Doch von Umweltschützern gibt es massive Kritik: Denn das Feuer kann zur Gefahr für Tiere werden, und es treibt die Feinstaubbelastung stark in die Höhe.
Wenn das Holz bereits mehrere Tage vorher geschichtet wird, nisten sich Kleintiere in den Stapeln ein. "Es dauert wirklich nicht lange, bis die ersten Mäuse, Igel und Ratten in solchen Brennholz-Haufen Unterschlupf suchen. Auch Vögel nisten dort - und werden bei lebendigem Leibe verbrannt, wenn das Osterfeuer dann angezündet wird", erklärt Birgit Königs vom Naturschutzbund NRW (NABU).
Erhöhte Feinstaub-Produktion
Deshalb sei es wichtig, den Feuerstapel kurz vor dem Entzünden noch einmal umzuschichten, sagt Königs. Darauf legt auch Michael Hundt von der Kölner Jägerschaft großen Wert. Doch ein Osterfeuer birgt noch andere Risiken. Das Verbrennen von Abfällen aus dem Garten oder Haushalt kann gefährliche Schadstoffe freisetzen. Bereits lackierte Hölzer können eine Gefahrenquelle sein, warnt Königs.
Marcel Langner vom Umweltbundesamt weist noch auf ein anderes Problem hin: "Durch das Verbrennen von Biomasse und Holz wird seit dem Jahr 2008 in Deutschland mehr Feinstaub produziert als durch die Auspuffgase des gesamten Straßenverkehrs", sagt er.
Die Folgen für Körper und Umwelt sind enorm. Die Feinstaubpartikel in der Luft können das Lungengewebe des Menschen derartig reizen, dass dabei Entzündungen entstehen, die den gesamten Körper angreifen. Ein einzelnes Osterfeuer sei da natürlich nicht ausschlaggebend, räumt er ein. Doch so dicht, wie die Feuer in einigen Regionen Deutschlands abgebrannt werden, könne es durchaus zu Grenzwertüberschreitungen kommen.
Meldepflicht für Osterfeuer
In vielen Städten hat man deshalb mittlerweile eine Meldepflicht für Osterfeuer eingeführt. Dadurch ist die Zahl der Osterfeuer in einigen Städten stark zurückgegangen. In Dortmund etwa gab es einst mehrere hundert Feuer, in diesem Jahr sind es noch 33. Ähnlich ist die Situation in Gelsenkirchen, bestätigt die Stadt.
Doch auch diese Maßnahmen fruchten nicht überall: In der niederrheinischen Stadt Goch hatte man ebenfalls vor einigen Jahren versucht, die Auflagen für Osterfeuer zu verschärfen. Der Protest in der Bevölkerung war so massiv, dass die Einschränkungen 2014 zurückgenommen wurden, sagt Stadtsprecher Torsten Maternaers.
Das Feuer scheint für viele Menschen wichtig zu sein. Jedes Jahr zieht es Tausende zu den zahlreichen Osterfeuern. An der Zeche Zollverein in Essen, welches den Organisatoren zufolge als größtes Osterfeuer in NRW gilt, feierten im vergangenen Jahr etwa 5000 bis 6000 Besucher.
Licht-Symbol
Das Osterfeuer hat eine lange Tradition. Die großen, brennenden Holzstapel stehen für das Licht der Sonne: Es sorgt für Fruchtbarkeit und vertreibt die bösen Geister des Winters, um den Frühling einzuläuten. In der Kirche dient das Feuer dazu, die Kerzen in der Kirche zu entflammen.
Das symbolisiere das Licht, welches Jesus durch seine Auferstehung in die Welt bringe, erklärt Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti. Für Marcel Hundt von der Kölner Jägerschaft hat das Feuer vor allem sozialen Charakter: "Es ist einfach eine schöne Sache, am Anfang und am Ende der kalten Jahreszeit ein großes Feuer zu machen, sich zu erwärmen - einfach zusammenzukommen." (dpa)