Essen.. Die ARD zeigt in ihrer Show „Pop-Legenden“ das private Leben der Stars. Dieses Mal ist Rockröhre Tina Turner an der Reihe. Viel Neues erfährt der Zuschauer aber nicht über die Sängerin. Ihre Privatsphäre ist ihr scheinbar heilig geworden.
Man sieht herzlich wenig. Eine weiße Mauer, vor der Limousinen anhalten und gut gekleidete Menschen aussteigen. Keine Braut in Weiß, kein strahlendes Paar inmitten seiner Gäste. Küssnacht am Zürichsee im Juli 2013. Ein Weltstar heiratet. Und Tina Turner mag es diskret. So viel man über ihr Leben in den 60er-Jahren erfahren hat, über ihr Leiden in der Ehe mit Ike Turner, so sehr hütet sie heute ihre Privatsphäre. Auch die „Pop-Legenden“-Folge über sie (ARD, heute 22.45 Uhr) ändert daran nicht viel.
Wie anders war das noch vor ein und zwei Wochen, als in dieser Serie Udo Lindenberg und Amy Winehouse porträtiert wurden. Udo intensiv wie nie. Amy Winehouse als rebellierende Jugendliche, aufsteigender Star und abstürzende Alkoholikerin. Bilder, die man noch nicht sah. Interviews mit Menschen, die ihnen nah waren, nah sind. Wer dachte, Udo Lindenberg zu kennen, wurde überrascht. Und sei es nur über die intensive Beziehung zwischen ihm, seiner Schwester und dem Maler-Bruder Erich, dessen Tod er in „Stark wie zwei“ verarbeitete.
Ewig junge Tina Turner
1/34
Nein, Tina Turner gewährt nicht diese Einblicke. Und so erfahren wir, was wir schon wissen. Von der Kindheit in Nutbush, Tennessee, von den Baumwollfeldern, auf denen das Mädchen Anna Mae Bullock, so ihr ursprünglicher Name, niemals arbeiten will. Es sind die 50er Jahre, die Rassentrennung bestimmt noch den Alltag in den USA.
Bühnen-Persönlichkeit nicht die wahre Tina Turner
Früh schon lernt sie Ike Turner kennen, lieben wohl weniger. „Wir waren wie Geschwister. Da war was falsch“, sagt sie über die spätere Hochzeit. Mit ihm, der eine Soulband um sich geschart hatte, erntet sie ihre ersten Erfolge als Sängerin, startet sie ihre Karriere. Auf der Bühne, so beschreibt es der noch junge Mick Jagger, „ist sie eine starke Persönlichkeit“. Stark und latent sexy. Sie jedoch sagt damals in einem Interview über sich: „Nein, das bin nicht ich. Das ist eine Aufführung, eine Show!“
Sie lässt sich schlagen, beherrschen, wagt es lange nicht, Ike Turner zu verlassen. 1979, kurz nach ihrer Scheidung, lernt sie den aus-tralischen Produzenten Roger Davies kennen. Ein Mann, der über gute Kontakte verfügt und offenbar ein Gespür dafür hat, welche Songs gut für sie sind. Die Frau, „die nie eine Mädchenstimme hatte“, Turner über Turner, landet im Alter von 44 Jahren ihren ersten internationalen Nummer1-Hit: „What’s love got to do“. Von nun ab ist ihre Weltkarriere nicht mehr aufzuhalten.
Es fehlt an Überraschungsmomenten
Es ist tatsächlich nur all zu Bekanntes, was der Film von Stefan Morawietz und Christian Wagner aneinanderreiht. Überraschungsmomente gibt es ebenso wenig wie ein Interview, in dem Tina Turner etwas von sich preisgibt. Und so wird der rote Vorhang, der ihren hochzeitlichen Garten zum Zürichsee hin abschottet, gleichermaßen zu einem Symbol für den Film.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.