Berlin. Bei der Suche nach den Ursachen für die Infektion mit sogenannten Serratia-Bakterien an der Berliner Charité gibt es offenbar erste Hinweise. Es gebe “einige interessante neue Spuren“, heißt es aus der Klinik. So sei es nicht ausgeschlossen, dass die Babys sich über ein Pflegemittel infizierten, mit dem sich ihre Mütter vorm Milch-Abpumpen gereinigt hatten.
Nach dem Tod eines in der Berliner Charité mit Serratien infizierten Säuglings läuft die Suche nach der Infektionsquelle auf Hochtouren. Derzeit werde mehreren Hinweisen nachgegangen, sagte die Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité, Petra Gastmeier, am Dienstag im RBB-Inforadio. "Es gibt Ideen von Mitarbeitern, aber auch von außen herangetragen, was die Infektionsquelle sein könnte", fügte sie hinzu. Seit Montag ist auch die Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet und ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt. Darüber hinaus bestätigte eine Sprecherin des Deutschen Herzzentrums, dass sich auch dort ein Baby mit den Darmbakterien infiziert hat.
Am vergangenen Samstag war bekannt geworden, dass Mitte Oktober ein Neugeborenes an den Folgen einer Infektion mit Serratienkeimen gestorben ist. Das Kind war nach einer Behandlung am Campus Virchow-Klinikum der Charité im Deutschen Herzzentrum in Berlin operiert worden.
Keine mangelnden Desinfektionsmaßnahmen
Gastmeier schloss auch nicht aus, dass die Ursache für die Infektionen bei einem Pflegemittel liegt, mit dem sich mehrere Mütter gereinigt hatten, bevor sie Milch für ihre Kinder abpumpten.
Sehr unwahrscheinlich sei dagegen, dass die Keime durch mangelnde Desinfektionsmaßnahmen der Mitarbeiter auf der Station eingeschleppt wurden. Die Frühchen-Station an der Charité sei in dieser Hinsicht im Vergleich mit anderen derartigen Sationen vorbildlich, betonte Gastmeier. Das Robert-Koch-Institut (RKI) unterstützt die Charité bei der Suche nach der Infektionsquelle
Infiziertes Baby im Herzzentrum erfolgreich behandelt
Das Baby, das sich offenbar im Herzzentrum infiziert hat, konnte erfolgreich behandelt werden. Der Junge werde voraussichtlich bereits am Mittwoch entlassen, sagte eine DHZB-Sprecherin. Er sei im gleichen Zeitraum behandelt wurde, wie das an Serratien-Bakterien verstorbene Neugeborene. Deshalb sei zu vermuten, dass es bei der Behandlung beider Kinder zu einer Übertragung der Keime gekommen sein könnte.
Serratien gehören nach Angaben der Charité bei vielen Menschen zur Darmflora und sind mit Antibiotika gut behandelbar. Bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr und bei extrem unreifen Frühgeborenen oder schwerstkranken Neugeborenen könnten sie allerdings Infektionen verursachen. (dapd)