Essen.. Eine Frau im goldenen Ballkleid, wie sie in sich versunken unter der Wuppertaler Schwebebahn umher tanzt: Arte zeigt Mittwochabend den preisgekrönten Wim-Wenders-Film „Pina“ – eine Hommage an Pina Bausch, die legendäre Choreografin aus Wuppertal.
Nacht, Wasser, ein riesiger Felsen: Zwölf Tänzer, die ihre Körper im Kampf gegen Regen und Sturm bewegen.
Arte zeigt Mittwoch Abend ab 21.55 Uhr den Tanzabend „Vollmond“, inszeniert von der legendären Choreografin Pina Bausch, in der Regie von Wim Wenders. Vorher, um 20.15 Uhr, ist die Oscar-nominierte und mit Preisen überhäufte Dokumentation „Pina“ von Wim Wenders zu sehen.
Es ist seine Liebeserklärung an die Tänzerin, Choreografin – und Freundin Pina Bausch (1940-2009), die noch während der Filmarbeiten an Krebs starb. Die Realisierung des Projekts „Pina“ schien in Gefahr. Doch Star-Regisseur Wenders entschied sich nach der Trauerphase weiterzumachen. Aus einem gemeinsamen Film wurde ein Film über die Frau, die anfangs mit ihrem Ensemble in Wuppertal um Achtung ringen musste, dabei längst international gefeiert wurde.
Ein Film über die Frau, die dem Tanz einen neuen Ausdruck, eine neue Emotionalität verlieh. „Mich hat Bewegung als solche vorher nie berührt“, sagte Wenders einmal. „Ich habe die immer als gegeben vorausgesetzt. Man bewegt sich eben. Alles bewegt sich. Erst durch Pinas Tanztheater habe ich auf Bewegungen, Gesten, Haltungen, Gebärden, Körpersprache geachtet.“
3-D-Technik komt zum Einsatz
Wenders lässt Pina Bausch sprechen, die Tänzer kommen zu Wort, und es sind bewegende Ausschnitte aus „Le Sacre du Printemps“, „Kontakthof“ und „Café Müller“ zu sehen. Er nutzt die 3-D-Technik, doch auch ohne 3-D treffen die Bilder der großen Kontraste direkt ins Herz: Eine Frau im goldenen Ballkleid, wie sie in sich versunken unter der Wuppertaler Schwebebahn umher tanzt. Eine Tänzerin in Grün, die durch ein Hallenbad hüpft, während im Hintergrund geplanscht wird. Bilder wie aus einem Traum, die uns den Alltag neu wahrnehmen lassen.
Im Anschluss dann „Vollmond“. Ein Beispiel dafür, dass Tanz im Fernsehen nicht nur etwas für Eingeweihte ist. Die Szenen strotzen vor Spannung, die Tänzer vor Kraft: Sie bleiben auf dem Boden. Kein Spitzentanz, dafür ist sogar Stampfen erlaubt. Es geht ja auch nicht um abgehobenen Stoff, der hier vertanzt wird. Nein, es geht um unser Leben. Um unseren täglichen Kampf um Anerkennung, um Liebe und um die Enttäuschung, wenn alles wieder nicht klappt. So einfach, so kompliziert.
"Pina" in der Lichtburg
Die Tänzer kommunizieren mit der Wucht ihrer Körper: Sie klettern über den Felsen, rutschen über den nassen Boden. Es sind Bilder von spielerischer Schönheit, die sich in Sekunden im Ausdruck ungezügelter Wut präsentieren. Gefühle in ihrem ständigen Wandel – so könnte man es sagen. Aber wozu braucht man Worte?