Bochum. Mehr als jeder fünfte junge Erwachsene in Deutschland hat ein Tattoo, und entgegen vielen Klischees lässt der Körperschmuck keinen Rückschluss auf Bildungsniveau oder Beruf zu. Viele überlegen sich diesen Schritt offenbar sehr genau: Nur ungefähr jeder zehnte Tätowierte bereut sein Tattoo.
6,3 Millionen Menschen in Deutschland tragen Tattoos, und die Anhänger dieses Körperschmucks kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Das ergibt eine am Mittwoch in Bochum veröffentlichte Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von Dermatologen der Uni Bochum und verschiedener Tattoo- und Piercing-Verbände. Rund jeder Elfte (9 Prozent) der Befragten ab 16 Jahren trägt laut der Studie ein Tattoo. Unter den 25- bis 34-Jährigen sind es mit 22 Prozent mehr als doppelt so viele.
Nach Angaben der Studien-Auftraggeber spielt der soziale Status keine Rolle, ob jemand tätowiert ist oder nicht: Ein Zusammenhang mit Schulbildung, Einkommen oder Beruf bestehe nicht. Lediglich zwischen 5 und 15 Prozent der Tattoo-Träger bereuen die Bilder auf ihrer Haut. Für die repräsentative Studie wurden 2000 Menschen befragt. Da nur 9 Prozent von ihnen Tattoos tragen, lassen sich Aussagen über sie nicht punktgenau machen.
Viele tragen Piercings
Eine ähnlich weite Verbreitung quer durch die Gesellschaft gilt für Piercings. Mehr als 6 Prozent aller Befragten gaben an, festen Schmuck am Körper zu tragen. Bezieht man die vor allem bei Frauen weit verbreiteten Löcher in den Ohrläppchen oder -muscheln mit ein, sind es sogar knapp 40 Prozent.
Vertreter von Tattoo- und Piercingverbänden appellierten am Mittwoch an die Politik, ihnen bei der Durchsetzung höherer Standards für ihr Gewerbe zu helfen. "Körperschmuck ist so weit verbreitet und trotzdem finden sich jede Menge Laien, die mit medizinischen Instrumentarien herumwerken, ohne sich an Standards zu halten", sagte Martina Lehnhoff von der Deutschen Gesellschaft für Piercing. Auch in Piercing- und Tattoostudios müssten Hygieneverstöße geahndet werden.
Um Amateure von Profis zu trennen fordern die Verbände außerdem Berufszugangsregelungen für jene, die den Körperschmuck auftragen. (dpa)