Paris. .

Bei Erfolgstypen vom Schlage eines Bernard Arnault dürfte so manche Frau schwach werden. Nicht so sehr wegen der jungenhaften Erscheinung des 61-Jährigen oder seines märchenhaften Vermögens, sondern eher wegen seiner exklusiven Ader: Als Besitzer der Unternehmensgruppe „Louis Vuitton Moet Hennessy“ (LVMH) gebietet der reichste Franzose über den größten Luxusgüterkonzern der Welt.

Diesem weitverzweigten Imperium möchte der König des Luxus anscheinend noch eine weitere Perle einverleiben: den französischen Konkurrenten Hèrmes. Doch dieser wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die drohende Umarmung. Nun herrscht kalter Krieg unter Frankreichs Luxus-Giganten.

Per Telefon informierte Arnault letzte Woche Hèrmes-Geschäftsführer Patrick Thomas darüber, dass er soeben 17,1 Prozent des Aktienkapitals übernommen habe. Der wohlwollenden Auslegung des LVMH-Chefs, er habe lediglich in „freundschaftlicher Absicht“ gehandelt und keineswegs die Absicht, den Konkurrenten zu übernehmen, widerspricht Thomas in einer galligen Replik. Diese Übernahme habe „gar nichts freundschaftliches“: „Sie war weder erwünscht, noch erbeten.“ Auch Bertrand Puech, Vorsitzender der Kommanditgesellschaft und ein Nachfahre des Unternehmensgründers Thierry Hèrmes, attackiert Arnault: „Wenn sie freundschaftlich sein wollen, Herr Arnault, dann ziehen Sie sich zurück.“

Erbost sind die Hèrmes-Leute vor allem darüber, dass sich Arnault offenbar raubkatzengleich an seine Beute herangeschlichen hat. Nach französischem Aktienrecht hätte LVMH sich nämlich jedes Mal erklären müssen, als es die Anteilsschwelle von 5, 10 und 15 % bei Hèrmes überschritt. Doch diese Vorschrift hat LVMH geschickt umgangen, indem es über Zwischenhändler Kaufoptionen erwarb. Puech wirft Arnault vor, mit Hilfe von „Taschenspieler-Tricks“ an die etwa zehn Millionen Hèrmes-Aktien im Wert von mehr als 1,5 Milliarden Euro gelangt zu sein. Auch der Kommentator des „Wall Street Journal“ rümpft die Nase und spricht von einem „geschickt eingefädelten Kommandoangriff, der auf einem korrekt geregelten Aktienmarkt niemals hätte passieren können“.

Eine Kampfansage

Etwa 70 Prozent des Hèrmes-Kapitals befinden sich im Besitz des Familienclans, dem Dutzende Nachfahren angehören: die Dumas, Guerrands und Puechs. Von den übrigen 30 Prozent frei handelbaren Aktien besitzt Arnault nun mehr als die Hälfte. Patrick Thomas Ankündigung, die Familie sei sehr eng verbunden und fest entschlossen, die Kontrolle über die Kommanditgesellschaft zu wahren, klingt wie eine donnernde Kampfansage.

Der Blick auf die Bilanzen belegt eindrucksvoll, warum der jüngste Angriff die selbstbewussten Hèrmes-Leute so sehr wurmt. Nur zu gut wissen die Hèrmes-Manager, dass ihr Unternehmen die schwere Wirtschaftskrise nahezu unbeschadet überstanden hat. Und rechnen stolz vor, dass Hèrmes seit 1993, dem Jahr des Börsengangs, jährlich einen Gewinn von 14,7 % gemacht hat, LVMH hingegen nur einen von 7,6%. Ferner sei der Wert der Hèrmes-Aktie im selben Zeitraum um das 35-fache gestiegen, der des LVMH-Papiers lediglich um den Faktor sechs.

LVMH wiederum verweist auf seinen nahezu zehnmal so hohen Umsatz. Bernard Arnault, mit einem Privatvermögen von rund 23 Milliarden Euro der reichste Franzose und ein enger Freund von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, steht seit 1988 an der Spitze des größten Luxuswarenkonzerns der Welt. Der Milliardär verkauft Düfte von Christian Dior, Kenzo und Guerlain, Mode und Lederwaren von Louis Vuitton und Givenchy, Champagner wie Dom Pérignon und Pommery, Premium-Cognac aus dem Hause Hennessy sowie Schweizer Uhren von Tag Heuer. Radiosender und Zeitungen runden sein prestigeträchtiges Reich ab.