Paris. .

Die Geschichte erinnert an einen Agententhriller. Doch sie ist real. Schauplatz der Handlung: die französische Hauptstadt. Binnen weniger Wochen haben Unbekannte in Paris Computer, Festplatten, CDs und Navigationsgeräte gestohlen. In allen Fällen handelt es sich erstens um Journalisten und zweitens um solche, die Licht in das Dunkel der Staatsaffäre Bettencourt-Woerth bringen wollen. Alles Zufall?

Gérard Davet ist Chefreporter der linksliberalen Zeitung „Le Monde“. Am 21. Oktober erhält der Journalist in seiner Wohnung im elften Arrondissement ungebetenen Besuch. Die Einbrecher haben es auf seinen PC und sein Navigationsgerät abgesehen, weitaus wertvollere Gegenstände lassen sie links liegen.

Wenig später, in der Nacht des 21. Oktober, ist Hervé Gattegno, ein Redakteur des Magazins „Le Point“, an der Reihe. Aus seinem Redaktionsbüro entwenden sie ebenfalls den Computer.

Die Nachricht von den Diebstählen macht in Paris schnell die Runde. Plötzlich erscheint auch der Einbruch beim investigativen Internetdienst „Mediapart“, der 14 Tage zurück liegt, in einem anderen Licht. Den Redakteuren fällt erst jetzt auf, dass in der Nacht zum 8. Oktober nicht nur zwei Notebooks und eine externe Festplatte gestohlen wurden, sondern auch zwei CDs mit brisantem In-halt: mit den heimlichen Aufnahmen des Bettencourt-Butlers, die die Affäre im Frühsommer erst richtig in Gang brachten. Unmittelbar danach hatte „Mediapart“ schwerwiegende Vorwürfe der einstigen Bettencourt-Vermögensverwalterin Claude Thibault enthüllt. In der Staatsaffäre geht es um womöglich illegale Spenden an die Präsidentenpartei UMP, um Steuerhinterziehung, Steuergeschenke sowie um Einflussnahme von Justiz und Politik zugunsten von L`Oréal-Erbin Liliane Bettencourt (87), Frankreichs reichster Frau.