Los Angeles/Essen. .

Hollywoodstar Mel Gibson hat sich mit seinen Eskapaden ins Abseits manövriert. Schauspielkollegen lehnen nun sogar die Arbeit mit ihm ab. Die geplante Gastrolle in „Hangover 2“ übernimmt Liam Neeson.

Im Kino hatte er schon immer die Lizenz zum Durchdrehen. Als „Mad Max”, der postapokalyptische Rächer, als schottischer Rebell in „Braveheart”, als selbstmordgefährdeter Prolo-Cop im „Lethal Weapon“- Vierteiler und in Kri­mis wie „Zahltag“ oder „Kopfgeld“, die Mel Gibson in rabiate Ein-Mann-Abrechnungs-Shows verwandelte. Ge­­walt und Vernichtung waren seine filmischen Begleiter, und selbst „die Passion Christi“ inszenierte er als Blutrausch.

(Selbst)zerstörung prägt allerdings auch sein Privatleben, wo er die Rolle des Unsympathen verinnerlicht hat: Der steinreiche Filmstar hat sich mit seinen Sauf- und Pöbeleskapaden isoliert. Vorläufiger Tiefpunkt: Seine ge­plante Gastrolle in der Komödie „Hangover 2“ übernimmt, wie berichtet, Kollege Liam Neeson. Die Crew hatte gegen die ursprüngliche Besetzung protestiert. Keiner will mehr mit Gibson spielen.

Schon orakeln Hochglanzmagazine, es könnte das Karriereende für den 54-Jährigen sein. Kim Masters vom „Hollywood Reporter“ nennt ihn einen „Ausgestoßenen“. Das scheint voreilig, denn Hollywood hat miserables Benehmen schon oft verziehen. Medienberater Mi­chael Sands bezeichnet es in „USA Today“ als „selektive Amnesie“. Es geht schließlich ums Geschäft.

Das Blatt sieht Gibson nichtsdestotrotz in Anspielung auf den dritten „Mad-Max“-Streifen in der „Donnerkuppel der öffentlichen Meinung“. Fakt ist, dass die kalifornische Polizei nach wie vor gegen ihn ermittelt. Eine Tonaufnahme soll belegen, dass er seine Ex-Freundin Oksana Grigorieva massiv bedroht hat. Die 40-Jährige will das Gespräch mitgeschnitten ha­ben. Mit einem Baseballschläger müsste man sie mal vermöbeln, sagt da jemand in einem Schwall übelster Beschimpfungen. Gibson bestreitet, dass es sich dabei um ihn handelt.

Die russische Sängerin hatte ihn schon zuvor bezichtigt, ihr einen Zahn ausgeschlagen zu haben. Anlass sei der Sorgerechtsstreit um die knapp einjährige Tochter. Gibson hat bereits sieben Kinder aus seiner Ehe mit Robyn Moore. Die reichte im April 2009 nach 28 Jahren Ehe die Scheidung ein.

Die einflussreiche Frauenrechtlerin Erin Watson sagte, sie hoffe, dass die Veröffentlichung der „fürchterlichen Aufnahmen eine neue Debatte über häusliche Gewalt in diesem Land entzünden“. Beteuerungen prominenter Kolleginnen wie Jodie Foster oder Whoopi Goldberg, die ihm at­testierten, ein netter Kerl zu sein, gingen unter. Nette Kerle verhauen keine Frauen. Mittlerweile erhebt keiner mehr die Stimme für ihn. „Im Schweigen hört man die Enttäuschung“, sagt Linda Bell Blue, Produzentin der Sendung Entertainment Tonight.

Betrunken im Auto

Gibsons privater Abstieg begann 2006, als er betrunken am Steuer von einer Polizeistreife gestoppt wurde. Das ist auch anderen Filmgrößen schon passiert, Gibson aber überzog den Polizisten mit antisemitischen Schmähungen. Kurz zuvor erst hatte er den jüdischen Einfluss aufs Filmgeschäft dafür verantwortlich gemacht, dass sein umstrittener Christus-Film von der Kritik so arg gerupft worden war. Und dass der strenge Katholik Gibson enge Verbindungen zu ultrakonservativen Kirchengruppen unterhält, ist kein Ge­heimnis. Auf seinem Grundstück hat er eine Kapelle errichten lassen.

„Was Frauen wollen“, heißt eines der seichten Lustspiele, in denen man Mel Gibson ab und zu auch erlebt. Darin spielt er einen Mann, der weibliche Gedanken empfangen kann. So viel übernatürliche Sensibilität braucht er im wirklichen Leben nicht, um mitzubekommen, dass er sich än­dern muss.

Damit er wieder mit den anderen spielen darf.