Johannesburg. .
Mehr als zehn Jahre lang vermochte Simbabwes Präsident Robert Mugabe der wachsenden Opposition gegen sein gewalttätiges Regime zu trotzen. Nun aber droht der 86-jährige Autokrat ausgerechnet von seinen engsten Vertrauten zu Fall gebracht zu werden: Seiner 41 Jahre jüngeren Ehefrau Grace wird ein bereits seit fünf Jahren andauerndes Verhältnis mit Mugabes Finanzier, Zentralbankchef Gideon Gono, nachgesagt.
Der Gesundheitszustand des greisen Präsidenten soll sich nach Bekanntwerden der Affäre deutlich verschlechtert haben, schreibt die südafrikanische Wochenzeitung „Sunday Times“. Mugabes Leibwächter, der offenbar von der Untreue der Präsidentengattin wusste, kam auf mysteriöse Umstände ums Leben.
Die Enthüllungen der Sunday Times basieren auf Recherchen des preisgekrönten britischen Journalisten Jon Swain, dessen Berichterstattung aus dem kambodschanischen Phnom Penh die Vorlage für den Kinofilm „The Killing Fields“ abgab. In seinem Report beruft sich Swain auf die Aussagen zahlloser, voneinander unabhängiger Zeugen, die von Mitgliedern der simbabwischen Sicherheitspolizei CIO über Mitarbeiter der Zentralbank bis zu Arbeitern auf einem Landgut der Mugabe-Familie reichen. Auf der Milchfarm Gushungu, die wegen ihrer geschäftlichen Beziehungen zum Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten war, sollen sich Gono und Grace Mugabe wiederholt getroffen haben.
Über die Untreue seiner Gattin wurde Mugabe den Nachforschungen Swains zufolge von seiner 75-jährigen Schwester aufgeklärt. Sabina Mugabe hatte den Präsidenten am 26. Juli an ihr Sterbebett in Harares Avenues-Klinik gerufen, um ihren erschütterten Bruder im Beisein von dessen persönlichem Leibwächter, Cain Chademana, über die Affäre in Kenntnis zu setzen. Anschließend habe Mugabe seinen Leibwächter gefragt, ob er bereits zuvor von den Vorgängen gewusst habe, was dieser bestätigte. Kurze Zeit später kam Chademana auf mysteriöse Weise ums Leben. Ohne dass eine Autopsie vorgenommen worden sei, wurde Chademanas Leichnam seiner Familie übergeben. „Es ist schwer für uns, mit dieser traurigen Realität fertig zu werden“, sagte der Vizechef der Sicherheitsabteilung, Albert Ngulube, bei der Beerdigung Chademanas. Der Tod des geachteten ehemaligen Befreiungskämpfers soll die ohnehin wachsende Unzufriedenheit der Sicherheitskräfte mit Mugabe weiter verschärft haben, schreibt die Sunday Times.
Swains Recherchen zufolge traf der 50-jährige Gono die Präsidentengattin zahllose Male - sowohl zu Hause in Simbabwe wie bei Auslandsreisen. Bekannt wurde etwa ein Aufenthalt in Malaysia, wo Grace und Gono auf der Ferieninsel Langkawi ein Hotelzimmer geteilt haben sollen. Ende vergangenen Jahres reisten die beiden nach Südafrika, wo sie anscheinend im Kapstädter Cape Grace Hotel ein Zimmer teilten. Mitarbeiter Gonos sollen von der Affäre schon seit langem gewusst haben, behielten das Geheimnis allerdings für sich - genauso wie der ehemalige Luftwaffengeneral Robert Mhlanga, ein anderer enger Vertrauter Mugabes, der das Liebespaar wiederholt in seinem Haus in Südafrika aufgenommen haben soll.
Gono spielte in Mugabes Regime eine zentrale Rolle. Der Zentralbankchef stellte sicher, dass dem Präsidenten und seiner Familie trotz leerer Staatskassen nie die Devisen ausgingen. Seit das inzwischen von einer Koalition aus Mugabes Zanu-PF-Partei und der einst oppositionellen MDC regierte Land die eigene, von einer galoppierenden Inflation zerstörte Währung abschaffte, hat der Zentralbankchef zwar weitgehend seine Macht verloren: Er weiß allerdings zu viel, um von Mugabe gefahrlos isoliert werden zu können.
Mugabes zweite Ehefrau Grace wird in Simbabwe ihrer Verschwendungssucht wegen „Grabbing Grace“ (Grapscherin Grace) genannt. Der einstigen Sekretärin im Präsidentenamt wurden bereits zwei andere Affären nachgesagt: Ihr erster angeblicher Liebhaber, Peter Pamire, starb bei einem mysteriösen Autounfall; der zweite, Geschäftsmann James Makamba, musste das Land verlassen.