Moskau. .
In Russland ist was los: Die verhinderte Meisterspionin Anna Chapman hat sich für das Männermagazin „Maxim“ fotografieren lassen.
In Russland wird es mal wieder peinlich. Erst zeichnete Präsident Dmitri Medwedew vergangenen Montag die Spione aus, die im Juni in den USA aufgeflogen waren. Unter strenger Geheimhaltung. Die Moskauer Öffentlichkeit rätselt darüber, mit welchen Orden die gescheiterten Geheimagenten geehrt wurden. Und für welche Verdienste? Schließlich hat die Affäre um die zehn in einem Schwung ausgehobenen und später ausgetauschten „Maulwürfe“ Russlands Auslandsaufklärung weltweit bis auf die Knochen blamiert.
Anna Chapman, geborene Kuschtschenko, die jüngste, fotogenste und deshalb berühmteste der verhinderten Meisterspione, hat sich außerdem für das Moskauer Männermagazin „Maxim“ fotografieren lassen. Augenzwinkernd demonstriert die 28-Jährige viel prallen Busen, Schenkel und Pobacken, beweist sich immerhin als brauchbares Pin Up-Girl. Obwohl ihr erotisches Charisma in Russland durchaus umstritten ist. „Solche Mädels finden sich leicht fünf Stück in jedem U-Bahn-Waggon“, spottet Radio Echo Moskwy.
Allerdings gilt die gute Anna, die in New York von einem FBI-Agenten, der sich als Verbindungsmann aus Moskau ausgegeben hatte, ertappt wurde, in ihrer Heimat weniger als Sex-Ikone, sondern als Musterpatriotin. In russischen Medien heißt es, noch beim Austausch auf dem Flughafen Wien habe die gelernte Finanzmanagerin brüsk das Angebot britischer Dienste abgelehnt, ihr gegen Preisgabe ihrer Hintermänner politisches Asyl zu gewähren.
Das mag stimmen oder nicht, tatsächlich darf Kuwschtschenko-Chapman, die zwischenzeitlich mit einem Briten verheiratet war, nach ihrer Entlarvung weder in die USA noch das Vereinigte Königreich einreisen. Dafür gab es in ihrer Heimatstadt Wolgograd Vorschläge, sie zur Ehrenbürgerin zu machen. Und „Maxim“-Chefredakteur Ilja Besuglyj schwärmt, sie habe mehr getan, um den Patriotismus der Russen zu entfachen, als die Fußballnationalmannschaft sowie die Rakete „Bulawa“. Was allerdings nicht weiter schwer ist: Die russische Nationalelf wurde nach ihrem blamablen Scheitern gegen Slowenien bei der WM-Qualifikation vergangenen Herbst als Versager des Jahres geschmäht. Und der „Bulawa“-Flugkörper gilt in Russland nach mehreren Bruchlandungen als Blindgänger des Jahrzehnts. Die Chapman zumindest hat gezeigt, dass auch Versagen sexy sein kann. Auch wenn die Zeitung Moskowskij Komsomolez schimpft, es fehlte nur noch, dass sie sich bei ihrer Nacktfoto-Session den Orden „Für Verdienste vor dem Vaterland Erster Klasse“ an den Büstenhalter geheftet hätte.
Anna Chapman aber sollte sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. In New York wurde kürzlich eine Bande russischer Nachwuchshacker verhaftet, die fremde Bankkonten leerräumten. Unter ihnen Tatjana Swetschinskaja aus Stawropol. Die Russin, 21 Jahre jung und ungeheuer glutäugig, drohen jetzt bis zu 40 Jahren Gefängnis. In der amerikanischen Regenbogenpresse aber gilt sie schon jetzt als die erotischste Hackerin der Welt. Gut möglich, dass die süße Gangsterin der Chapman demnächst auch in Russland ihren Rang als Nationalheldin Nummer Eins streitig macht.