München.
Über seine Rolle als „Pfarrer Braun“ spricht Ottfried Fischer gerne. Auch über sein neues Buch und seine Beziehung zur Heimat. Zu seiner Sex-Affäre mit Prostituierten schweigt der Schauspieler.
Der Mann hat anstrengende Wochen hinter sich, stand täglich bis zu zehn Stunden vor der Kamera. Ottfried Fischer hat viel Disziplin. Der 56-Jährige lässt sich seine Parkinson-Erkrankung nicht anmerken, zu der er sich vor zwei Jahren öffentlich bekannte und über die er heute – wohl auch aus Image-Gründen – lieber schweigt. Es ist geschafft: Eine neue Episode von Fischers TV-Paraderolle „Pfarrer Braun“ (Arbeitstitel: „Altes Geld, junges Blut“) wurde gerade in Garmisch-Partenkirchen und in Murnau abgedreht. Über den geistlichen „Hobbyschnüffler“, als der „Otti“ Fischer heute Abend wieder in der ARD (20.15 Uhr) zu sehen ist, spricht der Schauspieler und Kabarettist gern. Zu einem Prozess, der am kommenden Montag vor dem Amtsgericht München beginnt, äußert er sich gegenüber dieser Zeitung nur einsilbig: „Es geht um Gerechtigkeit. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“
Pikanter Film
Die Angelegenheit ist pikant und Fischer sicherlich auch peinlich. Es geht um Prostituierte, um über 74 000 Euro, um die er im Sommer 2009 durch gefälschte Unterschriften auf Kreditkarten-Belegen – Zahlungen für angebliche käufliche Liebesdienste – erleichtert worden sein soll. Bis der Bayer die Abbuchungen bemerkte und bei den Kreditkartenfirmen reklamierte. Es geht außerdem um einen heimlich durch zwei Prostituierte gedrehten, später auf eine CD gebrannten Film, der Fischer beim Sex in seiner Münchner Wohnung zeigt. Mit diesem kompromittierenden Streifen soll der zweifache Vater erpresst worden sein.
Ein Boulevard-Journalist soll die CD für 3500 Euro von dem jetzt Hauptangeklagten, Mike P. (36), gekauft haben. Danach soll dieser Fischer unter Hinweis auf eine mögliche Veröffentlichung genötigt haben, ihm für zwei Artikel und ein Exklusivinterview Rede und Antwort zu stehen. Fischer soll darauf eingegangen sein, nachdem der Journalist ihm versprochen hatte, dass der Sex-Film danach in einem „Giftschrank“ verschwinde, so Gerichtssprecherin Margarete Nötzel gegenüber dieser Zeitung. Fünf Angeklagte müssen sich deswegen am Montag vor dem Münchner Amtsgericht verantworten. Zwei Frauen, Prostituierte, und drei Männer – darunter auch der Journalist.
Mit Soloprogramm auf Tour
Der Schauspieler will das nicht kommentieren. „Das ist jetzt Sache des Staatsanwalts.“ Fischer kommt lieber zurück auf „Pfarrer Braun“. Seine letzte TV-Serienrolle, nachdem „Der Bulle von Tölz“ (Sat.1) 2009 nach dem Tod der Schauspielerin Ruth Drexel eingestellt wurde. Wird ihm die Pfarrer-Rolle nach sieben Jahren nicht fad? „Nein, ich möchte das gerne noch möglichst lange spielen. Aber darüber entscheidet natürlich die Einschaltquote.“ Der Serien-Routine entkomme er dadurch, dass er das Drehbuch, das in Hochdeutsch geschrieben sei, für seine Rolle ins Bayerische übersetze. „Dazu interpretiere ich es inhaltlich. ,Pfarrer Braun’ hat ein paar konservative Züge, die ich nicht falsch finde.“
Nach Jahren der Bühnenabstinenz ist der Münchner zurzeit mit seinem Solo-Kabarett-Programm „Wo meine Sonne scheint“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Satirisch nimmt er sich des Themas „Heimat“ an, wobei nicht nur die deutsche Volksmusik, sondern auch die katholische Kirche ihr Fett wegbekommen. Darf einer, der den Pfarrer spielt, so etwas? Er sei Katholik und wolle das auch bleiben, betont Fischer. „Ich denke aber, dass die katholische Kirche sich bei der Bewältigung von Krisen manchmal blind stellt.“
„Ich trete kürzer!“
Als Ottfried Fischer 2008 erstmals über seine Parkinson-Erkrankung sprach, kündigte er an, weniger arbeiten zu wollen. Was ist daraus geworden? „Ich trete kürzer! Ich mache nur noch Sachen, die mir Spaß machen. Das hat aber nicht nur mit meiner Erkrankung zu tun.“ Jedem, der viel arbeite, tue eine Entschleunigung gut, meint der TV-Liebling. Der noch einmal Wert darauf legt: „Im Übrigen geht es mir ausgezeichnet.”