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Es ist Herbst. Zeit für das Robert-Koch-Institut, die Menschen an ein Lieblingsthema zu erinnern: die Grippeschutz-Impfung, dieses Mal mit einem Teil Schweinegrippe-Impfstoff. Das sei zwar harmlos. Doch es gibt auch Gegner der gesamten Impfung.

Sie gilt als traditionsreiche, bewährte Impfung, wirbt das Robert-Koch-Institut, die zen-trale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und –vorbeugung. Brigitte Morgenroth vom Paul-Ehrlich-Institut, dem Bundesinstitut für Impfstoffe, räumt ein, dass der Schutz nicht 100-prozentig sei. Allerdings immer noch 70- bis 90-prozentig. „Wie jedes Jahr sind wieder die wichtigsten Virus-Komponenten im neuen Impfstoff enthalten“, so Morgenroth. Dieses Mal mit einem Teil A/H1N1 dabei.“

Kein Problem. Das sagt sogar der heftigste Kritiker des Schweinegrippe-Impfstoffes von 2009: Wolfgang Becker-Brüser. Der Arzt, Apotheker und Herausgeber des unabhängigen Fachblattes „arznei-telegramm“, das Medikamente auf der Grundlage zuverlässiger Studien bewertet, sagt: „Umstritten bei der Schweinegrippe-Impfung war der Wirkverstärker. Von ihm wusste man nicht wirklich, was er tut. Der aber ist im aktuellen Grippe-Impfstoff nicht enthalten.“

Pandemrix ist gar nicht mehr drin. Dabei gibt es ihn noch. Er lagert in Massen ein. 50 Millionen Dosierungen Pandemrix waren im letzten Jahr bestellt. Man konnte später die Bestellmenge um 16 Millionen Dosierungen verringern.

„Sieben bis acht Millionen Dosierungen sind verimpft worden. Das bedeutet, dass rund 25 Millionen Dosen, also die Hälfte der ursprünglich bestellten Menge, derzeit noch in deutschen Kühlanlagen liegen“, so Becker-Brüser. „In wenigen Wochen bis Monaten werden diese Impfstoffe verfallen, also Sondermüll sein.“ Ihn ohne den Wirkverstärker im neuen Impfstoff einzuarbeiten, sei aber dennoch nicht möglich. Becker-Brüser: „Dies wäre weder logistisch noch technisch oder finanziell machbar.“

Er bezweifelt, ob die Menschen von der GrippeschutzImpfung profitieren. Seiner Ansicht nach gibt das die Datenlage nicht her. Unbedingt sollte man aber davon ablassen, Kinder zu impfen, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen, sagt Martin Hirte, Kinderarzt und Homöopath: „Nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung ist eine Impfung guten Gewissens nicht zu empfehlen.“ Hirte: „Eine Studie von Wissenschaftlern der Cochrane Collaboration verweist auf neurologische Probleme.“

Auch bei Menschen über 65 Jahre sei, so die Studie, der Nutzen längst nicht so groß wie oft gepriesen. Das aber ist die Altersgruppe, der die Impfung besonders ans Herz gelegt wird. „Wir müssen feststellen, dass viele Impfstoffe nicht den Kriterien genügen, die sonst für die Zulassung von Arzneimitteln angelegt werden“, sagte jüngst der Kinderarzt Dr. Stefan Schmidt-Troschke, Ärztlicher Direktor am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke auf der Ersten Nationalen Konferenz für differenziertes Impfen in Wuppertal.

Unter den
Erwartungen?

Es sei eher unwahrscheinlich, dass der aktuell empfohlene Grippe-Impfstoff auch nur ansatzweise den Erwartungen gerecht werde, behauptet der Arzt. „Nur maximal fünfzehn Prozent aller grippeartigen Erkrankungen werden überhaupt durch einen Erreger verursacht, gegen die der Impfstoff schützen soll.“ Nach seiner Rechnung könnte von 100 geimpften Menschen nur einer damit rechnen, aufgrund der Impfung einer Erkrankung zu entgehen.