Marganez. .

Bei der Kollision eines Zuges mit einem Linienbus sind in der Ukraine mehr als 40 Menschen, darunter drei Kinder, ums Leben gekommen. Nach ersten Erkenntnissen hatte der Linienbusfahrer eine rote Ampel missachtet.

Bei einem der schwersten Verkehrsunfälle in der Geschichte der Ukraine sind am Dienstag 42 Menschen ums Leben gekommen. Ein Bus wurde an einem unbeschrankten Bahnübergang nahe der Kleinstadt Marganez im Osten des Landes von einem Zug erfasst, nachdem der Busfahrer laut Behörden eine rote Ampel missachtet hatte. Eine Polizeisprecherin sprach am Unglücksort von einem „wahren Gemetzel“, die Regierung von einem „katastrophalen Unfall“.

Der schwere Zusammenstoß ereignete sich um 08.30 Uhr Ortszeit. Laut Polizei überfuhr der mit Pendlern aus der Region Dnjpropetrowsk vollbesetzte Bus eine rote Ampel. Das Innenministerium berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Fahrer habe beim Versuch, mitten auf dem Bahnübergang den Gang zu wechseln, den Motor abgewürgt. Demnach erfasste der Zug das Fahrzeug und schleifte es noch 30 Meter mit sich.

Fahrer überhörte Warnungen

Der Bahnübergang war mit Licht- und Tonsignalen ausgerüstet, die nach Behördenangaben automatisch arbeiteten und einwandfrei funktionierten. „Passagiere, die überlebten, haben erzählt, sie hätten den Fahrer angeschrien, um ihn auf das Tonsignal aufmerksam zu machen“, sagte Verkehrsminister Konstjantin Efimenko im ukrainischen Fernsehen. Der Busfahrer war unter den 42 Toten. Laut Polizei starben auch drei Kinder.

Präsident Viktor Janukowitsch zeigte sich bestürzt über das Unglück. Er ordnete eine minutiöse Untersuchung an. Über den Fahrer müsse ein „psychiatrisches Gutachten“ angefertigt werden, sagte er. Die Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ schrieb unter Berufung auf Augenzeugen, der 56-Jährige habe sich „seltsam“ verhalten. Er habe vor dem Bahnübergang kurz angehalten und sei ausgestiegen. Kurz darauf sei er trotz roter Ampel auf die Gleise gefahren.

Schreckensszenario an Unglücksstelle

Stunden nach dem Unglück wirkte das Wrack des Busses immer noch wie mit der Lok verschweißt. Aus den Trümmern ragten einige Sitze hervor. An der Bahnstrecke lagen dutzende Leichen, die nur notdürftig mit Tüchern bedeckt waren. Betreut von Sanitätern begannen Angehörige die Leichen zu identifizieren. Janukowitsch wollte noch im Tagesverlauf den Unglücksort besuchen.

Ministerpräsident Mykola Asarow und sein Kabinett gedachten in einer Schweigeminute der Opfer. Die Regierung kündigte an, Bahnübergänge mit Wärtern oder automatischen Schranken auszurüsten, sagte Asarow. „Man darf nicht sparen, wenn es um Menschenleben geht“. Russlands Präsident Dmitri Medwedew und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sprachen der Ukraine ihr Beileid aus.

Ebenso wie in vielen anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion herrscht auf den Straßen der Ukraine nur geringe Sicherheit. Viele Fahrzeuge sind in einem miserablen Zustand. Zudem halten sich ihre Fahrer oftmals nicht an die Verkehrsregeln. Jedes Jahr sterben tausende Menschen im ukrainischen Straßenverkehr. (afp)