Kiel. .

Einen Tag nach dem Ausbruch eines Feuers auf einem Fährschiff vor Fehmarn in der Ostsee ist das Feuer weitgehend gelöscht. Nach wie vor steigen aber Rauchschwaden auf. Und es zeigt sich: Das Schiff ist ein Wrack.

Mit deutlicher Schrägseite liegt die „Lisco Gloria“ in Sichtweite der dänischen Insel Langeland. An Backbord hängen die Taue der Rettungskapseln hinab bis ins kalte Ostseewasser und zeugen von der geglückten Evakuierung des litauischen Fährschiffs nach einem Brand in der Nacht zum Samstag. Noch am Sonntagmittag steigen dichte, dunkle Rauchschwaden vom Heck des Havaristen auf, auch unterhalb der Brücke dringt starker Qualm aus den Fenstern. Die Rauchschwaden sind bereits aus größerer Entfernung zu sehen.

Mittlerweile ist das Feuer an Bord des 200 Meter langen Schiffs weitgehend gelöscht. Flammen sind trotz des Rauchs nicht mehr zu sehen. „Die Metallkonstruktion im Außenbereich hat massiv gelitten“, sagt Experte Dirk Reichenbach vom Havariekommando, als er von Bord des Kieler Hafenschleppers „Kitzeberg“ aus die Schäden begutachtet.

Große Außenflächen des Schiffs sind tiefschwarz. „Es hat viel Farbe verloren“, sagt Reichenbach. Der Name „Lisco Gloria“ am Bug des Schiffes ist jedoch kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. Durch eine Öffnung sind Führerhäuser von Lastwagen auf dem Oberdeck des Fährschiffs zu sehen. An der Steuerbordseite klafft ein deutlich sichtbares Loch. Dort sei das „Metall weggeschmolzen“, sagt Reichenbach.

Alle 249 Passagiere und Besatzungsmitglieder unverletzt

Das litauische Fährschiff war in der Nacht zum Samstag nördlich der deutschen Ostseeinsel Fehmarn nach einer Explosion auf dem Oberdeck in Brand geraten. Alle 249 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten das Schiff rechtzeitig verlassen und wurden von herbeigeeilten Wasserfahrzeugen an Bord genommen. Das Fährschiff „Deutschland“ brachte die Geretteten schließlich am frühen Samstagmorgen nach Kiel. 28 Menschen wurden bei der Havarie durch Rauchgas verletzt.

Das Lagezentrum der Polizei geht von einem technischen Defekt als Ursache für die Explosion aus. Eine vorsätzliche, strafbare Handlung oder gar einen Terroranschlag schließen die Ermittler aus. Offenbar wurde die Explosion durch den Brand eines Lkw-Kühlaggregats ausgelöst. Ein Besatzungsmitglied hatte dies bemerkt und vergeblich versucht, das Feuer zu löschen. Kurze Zeit später wurde das Schiff evakuiert.Unentwegt schleudert der in Warnemünde stationierte deutsche Schlepper „Fairplay-26“ am Sonntag Wasser gegen die Außenwand des Fährschiffs. Es knistert und knackt, wenn die Wassermassen gegen die heißen Bordwände prasseln. Bei Sonnenschein bilden sich Regenbögen. Beim Havaristen liegen am Sonntag insgesamt sieben Schiffe. Neben dem Schlepper „Fairplay-26“ sind auch die deutschen Mehrzweckschiffe „Scharhörn“ und „Arkona“, zwei dänische Ölbekämpfungsschiffe und ein weiterer Schlepper vor Ort. In der Nacht zum Sonntag haben die dänischen Behörden die Einsatzleitung übernommen. Das Schiff liegt zwei Seemeilen, das entspricht 3,7 Kilometern, vor der Küste Langelands.

Oberdeck gleicht einem Trümmerfeld

Das direkte Löschen des Brandes hatten die Einsatzkräfte bereits am Samstag eingestellt, weil die Fähre aufgrund der Wassermassen zusehends Schlagseite bekam. Zeitweise soll sie bis zu 15 Grad betragen haben. Durch die Hitze verdampfte aber ein Teil des Wassers. „Die Schlagseite ist nicht so gravierend, dass man mit einem Kentern rechnen muss“, sagt Reichenbach.

Am Sonntag wird das Ausmaß der Schäden durch das Feuer deutlich sichtbar. Das Oberdeck des Fährschiffs gleicht einem Trümmerfeld. Qualm steigt auf. Die Wracks der ausgebrannten Lkw-Trailer sind erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen. „Für die Standfestigkeit sind die Schäden kein Problem“, sagt Reichenbach. Der Unterwasserbereich sei davon nicht betroffen. Die Experten gingen davon aus, dass der Havarist geschleppt werden kann. In welchen Hafen, stehe noch nicht fest.

Nach der Explosion und der folgenden Evakuierung war die „Lisco Gloria“ immer weiter in Richtung dänische Küste getrieben. Einem sogenannten Boarding-Team, das von einem Hubschrauber abgesetzt wurde, gelang es jedoch am Samstag, den Anker setzen. Diesel oder Schweröl traten nach Angaben Reichenbachs nicht aus. Das Schiff hatte am späten Freitagabend mit etwa 200 Tonnen Schweröl, 18 Tonnen Diesel sowie 25 Tonnen Hydraulik- und Maschinenöl den Kieler Hafen in Richtung Klaipeda in Litauen verlassen. (dapd)