Kiel. .

Schiffsunglück in der Ostsee: Eine Fähre stand in der Nacht in Flammen. Über 200 Passagiere mussten von dem brennenden Schiff gerettet werden. Es gab mehrere Verletzte.

Ein Ende der Löscharbeiten an der brennenden Ostsee-Fähre „Lisco Gloria“ ist derzeit nicht abzusehen. „Wir beschränken uns im Augenblick auf das Kühlen der Außenhaut des Schiffs“, sagte der Sprecher des Havariekommandos, Wolfgang Harlos, in Cuxhaven. Das Schiff sei weiterhin auf offener See verankert. Die dänischen Behörden beorderten seinen Angaben zufolge ein Ölbekämpfungsschiff zum Havaristen.

“Das Schiff brennt weiter lichterloh“, sagte Harlos. Probleme bereite den Einsatzkräften, dass nicht unbegrenzt Löschwasser in den Havaristen gepumpt werden könne. Sonst drohe das Kentern des 200 Meter langen Schiffes, an dessen Bord sich zudem noch Treibstoff befinde. Nach Angaben des Havariekommandos hatte es in der Nacht an Bord der „Lisco Gloria“ eine Explosion gegeben. „Wir gehen derzeit von einem Unglücksfall aus“, sagte Harlos. Andere Erkenntnisse gebe es bislang nicht.

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Die Fähre mit rund 240 Personen an Bord war in der Nacht zum Samstag auf der Ostsee in Flammen aufgegangen. Sechs Schiffe eilten zu Hilfe, darunter eine weitere Fähre. Alle Menschen an Bord wurden lebend in Sicherheit gebracht.

Das Fährschiff „Deutschland“ brachte die Geretteten am Morgen nach Kiel. Drei Menschen wurden bereits zuvor in Krankenhäuser ausgeflogen, wie Polizeisprecherin Tanja Emmen am Samstag in Kiel sagte. 19 weitere wurden am Vormittag von Kiel aus in mehrere Kieler Kliniken des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein gebracht. Sie haben nach Polizeiangaben vorwiegend Rauchvergiftungen erlitten. Unter den Verletzten sind auch Kinder.

“Wir gehen derzeit davon aus, dass wir alle haben“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Die Geretteten wurden im Kieler Marinestützpunkt seelsorgerisch betreut. Die aus der Umgebung Kiels stammenden Personen sollten im Verlauf des Samstags nach Hause zurückkehren. „Alle anderen werden adäquat untergebracht“, sagte Emmen. Sie sollten mit dem nächsten Fährschiff am Samstagabend ihre Reise nach Klaipeda fortsetzen.

Spezialisten setzen auf Havaristen über

Ein Hubschrauber setzte am Samstag ein „Boarding-Team“ auf der „Lisco Gloria“ ab. Die vier Spezialisten verankerten das Schiff, damit es nicht weiter in Richtung der dänischen Insel Langeland trieb. Nach Angaben des Havariekommandos kühlten die Einsatzkräfte das Schiff hauptsächlich, um ein weiteres Ausbreiten des Feuers zu verhindern.“

An Bord waren überwiegend Litauer und nur wenige Deutsche“, sagte der Sprecher der zuständigen Reederei DFDS, Gert Jacobsen. Das Unglück sei für die Betroffenen ein traumatisches Erlebnis. Sie seien aber dankbar für die schnelle Hilfe der deutschen Behörden. Über die Brandursache kann laut Jacobsen derzeit nur spekuliert werden. Eventuell sei der Brand auf dem Wagendeck der Fähre ausgebrochen. Die genaue Unglücksursache würde in enger Zusammenarbeit mit den Behörden so schnell wie möglich aufgeklärt.

Das Schiff war von Kiel nach Klaipeda (dem früheren Memel) unterwegs und befand sich zum Unglückszeitpunkt nördlich der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn. Kiel hatte die 2002 gebaute „Lisco Gloria“ laut Fahrplan am späten Freitagabend verlassen. Nach Angaben des Havariekommandos waren die Fähre „Deutschland“ und weitere Schiffe, auch der Bundespolizei, in Sichtweite, sodass sämtliche Passagiere und die Crew schnell vom brennenden Schiff gerettet werden konnten. Einige Passagiere hatten sich vor den Flammen ins Meer gerettet. Angehörige erhalten unter der Telefonnummer 0431-1606666 Auskunft. (dapd)