Stockholm. .

Am 25. Juli 1978 erblickte Louise Brown im englischen Oldham das Licht der Welt. Bereits mit seiner Geburt per Kaiserschnitt wurde das Mädchen als „Kind des Jahrhunderts“ rund um den Globus gefeiert: Es war das weltweit erste Retortenbaby. Ihr „Vater“ war der britische Forscher Robert Geoffrey Edwards – aus heutiger Sicht der Großvater der Reproduktionsmedizin.

Gestern wurde Edwards in Stockholm mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Der heute 85-jährige Physiologe hatte mit dem verstorbenen britischen Gynäkologen Patrick Steptoe die „In-vitro-Fertilisation“ entwickelt.

Die Entwicklung einer Medizin, die die Befruchtung außerhalb des Körpers verlegte – eben ins Reagenzglas – hat einem großen Teil der Menschheit zum Kinderglück verholfen, so die Jury. Unfruchtbare Paare machten rund zehn Prozent der Weltbevölkerung aus und etwa vier Millionen Menschen verdanken Edwards ihr Leben.

Heute lebt der Pionier der Befruchtungsmedizin in einem britischen Seniorenheim. Er gilt als gebrechlich. Es sei also fraglich, ob er den Preis im Dezember persönlich entgegennehmen könne, räumte der Nobelkomitee-Sprecher deshalb ein.

Edwards Frau habe aber mitgeteilt, er sei sehr erfreut über die Auszeichnung. Obwohl der Preisträger in diesem Jahr erstmals durch eine unsichere Stelle vorzeitig in die Medien gelangt ist, und dies die Pressekonferenz überschattete, hat die Nobeljury dem Vater der Reagenzglasbabys besonders viel Ehre zuteilwerden lassen: Robert Edwards bekommt den mit zehn Millionen Kronen (1,09 Millionen Euro) dotierten Preis ganz alleine. Normalerweise ist so wie im Vorjahr eine Aufteilung zu gleichen Teilen an bis zu drei unterschiedliche Kandidaten möglich.

Die ältere Frau

„Glückwunsch. Das, was Edwards damals geleistet hat, war bahnbrechend“, sagt Privatdozent Dr. Stefan Kissler vom interdisziplinären Kinderwunschzentrum in Düsseldorf. „Keine Sparte der Gynäkologie hat sich derart rasant entwickelt.“

Heute gehöre die Therapie zum Standard. Kissler: „Bei einer Frau unter vierzig ist die Erfolgsquote ähnlich hoch wie bei einer herkömmlichen Befruchtung.“ In etwa 34 bis 35 Prozent der Fälle tritt eine Schwangerschaft ein.

Das Problem seien die Frauen über vierzig. „Selbst wenn der Grund zur Unfruchtbarkeit in der Samenqualität des Mannes liegt – ist die Frau über vierzig, sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft deutlich.“

Die Techniken seien über die Jahre zwar immer besser geworden, sagt Prof. Peter Bielefeld vom Essener Kinderwunschzentrum. Dennoch seien häufig mehrere Anläufe nötig. „Nach drei Versuchen aber sind etwa siebzig Prozent der Frauen schwanger.“

Ein Versuch koste zwischen 1000 und 1500 Euro. „Die meisten Kassen übernehmen bei bis zu drei Versuchen die Hälfte der Kosten.“