Hamburg. .

Das soziale Netzwerk Stayfriends lichtet derzeit in Deutschland Tausende Schulen ab. Eine Erlaubnis will sich das Unternehmen erst im Nachhinein besorgen. Ein fragwürdiges Vorgehen, kritisiert die Lehrergewerkschaft.

Das Online-Netzwerk einstiger Klassenkameraden, Stayfriends, lässt derzeit offenbar rund 20.000 Schulen in ganz Deutschland fotografieren - ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Das berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ in einem Vorabbericht vom Samstag unter Berufung auf den deutschen Co-Gründer Oliver Thiel. Erst im Nachhinein wolle man die Fotos von den Schulleitern autorisieren lassen, sagte Thiel. Datenschutzrechtlich ist das dem Bericht zufolge unproblematisch, solange die Gebäude ohne Personen und nicht vom Schulgelände aus fotografiert werden.

Allerdings reagierten die Fotografen laut „Spiegel“ zumindest in einem Fall eher feindselig: Einem Lehrer einer Realschule in Münster soll Gewalt angedroht worden sein, als er das Kennzeichen des Fahrzeugs eines Stayfriends-Fotografen notieren wollte. Die Firma spiele den Fall herunter, gleichwohl bedauere man „das Fehlverhalten“, schreibt das Magazin.

„Fragwürdiges Vorgehen“

Der Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Ulf Rödde, kritisierte die Stayfriends-Aktion: „Wenn man seriös sein und mit Schulen kooperieren will, dann ist dieses Vorgehen fragwürdig.“ Das Tochterunternehmen der US-Firma Classmates Online wirbt dem Bericht zufolge mit fast elf Millionen Mitgliedern. Im Frühjahr war das Portal in Sachen Datenschutz bereits von der Stiftung Warentest kritisiert worden.

Zuletzt stand der Internetdienst Google Street View in der Kritik, der Straßenzüge und Hausansichten fotografiert und die Bilder im Internet veröffentlicht. Zahlreiche Menschen haben dagegen bereits Widerspruch eingelegt. (dapd)