Washington. .

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg feilt an seinem Image. Denn ein wenig schmeichelhafter Kinofilm könnte seiner Firma schaden.

Von einer Charme-Offensive zu reden, wäre übertrieben. Aber dass sich Mark Zuckerberg plötzlich aus seinem Schneckenhaus heraustraut und auf das Sofa der berühmtesten TV-Talkmasterin Amerikas setzt, ist ebensowenig ein spontaner Einfall wie die überraschende 100-Millionen-Dollar-Spende für die taumelnden Schulen in New Yorks Vorhof Newark. Zuckerberg feilt an seinem Image und schlüpft, mit gerade 26 Jahren, in die Rolle des Wohltäters.

Die wundersame Wandlung des jungen Mannes, dem bislang öffentliche Auftritte sichtlich eine Qual waren, hat Gründe. In wenigen Tagen läuft ein Kinofilm an, der die wenig schmeichelhaften Seiten des Computer-Wunderknaben und Facebook-Gründers auf die Leinwand bringt. Zuckerberg ist um sein Bild in der Öffentlichkeit besorgt und steuert gegen.

Binnen sechs Jahren ist Zuckerberg, der ein bisschen so aussieht wie der jüngere Bruder von Microsoft-Gründer Bill Gates, dank Facebook vom Tüftler in einer Studentenbude zum mehrfachen Milliardär aufgestiegen. Doch die atemberaubende Erfolgsgeschichte aus der Welt des Web hat schon immer viele Fragen ausgelöst. Wer ist eigentlich dieses Milchgesicht in T-Shirt, Jeans und Flip-Flops, dem inzwischen 500 Millionen re­gistrierte Nutzer rund um den Globus freiwillig höchst private Daten anvertrauen?

Der Film, der nächsten Freitag in den USA und am 7. Oktober auch in Deutschland anläuft, ist alles andere als eine Huldigung.

Zuckerberg, ein Egomane mit Allmachtsfantasien und gestörter Sozialkompetenz, von Minderwertigkeitskomplexen geplagt und dennoch skrupellos genug, um andere übers Ohr zu hauen – das ist das Bild, das Aarin Sorkins Drehbuch für „The Social Network“ transportiert und inzwischen auch Zuckerbergs „Baby“ vor ein Imageproblem stellt. Dass „Facebook“ eher lässig mit den Daten seiner Nutzer umgeht, hat dem Un­ternehmen im kalifornischen Palo Alto schon in der Vergangenheit Ärger nicht nur von Datenschützern, sondern auch von der eigenen Gemeinde eingebracht.

Für „Zuck“, wie er sich im engsten Kreis und von seinen 879 Facebook-Freunden nennen lässt, sind das alles indes aufgebauschte Vorwürfe von Kritikern, die aus Mücken Elefanten machen. Freilich: Dass er großspurig mit Blick auf Facebook schon das Ende der Privatheit ausrief, hat seine Kritiker nur noch misstrauischer gemacht. Der Film gibt den Bedenken neue Nahrung. Zynisch amüsiert sich Zuckerberg in den Gründertagen über seine Mitstudenten an der Elite-Uni Harvard, die keine Bedenken haben, ihr Privatleben Zuckerbergs Studentennetzwerk anzuvertrauen. „Ich habe über 4000 E-Mails, Bilder, Adressen. Sie vertrauen mir, diese Idioten“, brüstet sich Zuckerberg.

Nicht nur die Wahrheit

Heute bereut er solche Sätze und weiß doch, dass Entschuldigungen gegen die Macht der Bilder keine Chance haben. Skandalgeschichten sind ge­fährlich für das Unternehmen, das es darauf anlegt, die Grenzen der Privatheit immer weiter zu verschieben. Facebook soll, so Zuckerbergs Vision, zum Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Aktivitäten im wirklichen und virtuellen Le­ben werden. Je mehr Menschen ihr Leben auf Facebook ausbreiten, desto mehr Werbung kann das Unternehmen, das sich längst der Zwei-Milliarden-Dollar-Umsatzgrenze nähert, einnehmen.

Drehbuchautor Sorkin und Regisseur Fincher behaupten nicht, in ihrem Streifen nur die reine Wahrheit zu erzählen. Die ironische Pointe der Ge­schichte sieht Sorkin vor allem darin, dass ausgerechnet ein Sonderling, der im wirklichen Leben Anerkennung und Freunde vermisste, das weltweit größte soziale Netzwerk schaffen sollte.

Dass nun ausgerechnet sein Leben vor einem Millionenpublikum ausgebreitet wird, dürfte dem publikumsscheuen „Zuck“ wie eine Rache der Ge­schichte vorkommen. Dass Ende der Privatheit galt bislang doch lediglich für andere.