Hagen/Düsseldorf. .

Die Sicherheitsbestimmungen für Geld- und Werttransporte in Deutschland zählen weltweit zu den schärfsten. Nicht zuletzt deshalb sind Überfälle auf Geldtransporte bundesweit eine Seltenheit. Im vergangenen Jahr wurden zwei Transporte überfallen. Im gleichen Zeitraum wurden in Großbritannien 1100 Überfälle gezählt, in Frankreich 130.

Die Düsseldorfer Firma Securlog, die deutsche Marktführerin Branche, die mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigt, plant jetzt einen Pilotversuch, um nach eigener Aussage „neues Marktpotenzial“ auszuschöpfen. Derzeit in Neu Isenburg bei Frankfurt, danach in Potsdam, Kiel und Hannover wird der Einsatz nicht gepanzerter Fahrzeuge erprobt, die mit nur einem Mitarbeiter bestückt sind, der zudem unbewaffnet sein soll. In Deutschland sind laut Vorschrift der Berufsgenossenschaft zwei Boten vorgeschrieben, Fahrzeuge müssen gepanzert sein. Securlog beantragte erfolgreich eine Ausnahmegenehmigungen.

„Das ist ein unverfrorenes Spiel mit der Sicherheit der Beschäftigten“, schimpft Petra Gerstenkorn, Bundesfachsbereichsleiterin von Verdi. Der Pilotversuch, fürchtet sie, sei der Einstieg in ein Aufweichen der scharfen deutschen Sicherheitsbestimmungen. Unterstützt wird die Gewerkschaft von der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste, die eine Gefährdung der Mitarbeiter und der Sicherheitsstandards sieht.

Bei Securlog kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. „Viele Einzelhändler bringen heute ihr Geld selbst zur Bank. Denen bieten wir jetzt eine Alternative“, sagt Sprecherin Tina Mentner. Die Sicherheit der Mitarbeiter sieht sie nicht über Gebühr gefährdet. Kriminelle, die einen Überfall planen würden, informierten sich im Vorfeld, glaubt sie. „Das Geld transportieren wir in Behältern, die bei gewaltsamer Öffnung das Geld mit Farbe beschmieren. Dadurch wird es unbrauchbar und die Transporte daher uninteressant.“ In Skandinavien, den Benelux-Ländern und der Schweiz werde das schon länger praktiziert. „Die Zahl der Überfälle ging dort zurück“.