Istanbul. Das Verfahren gegen den deutschen Teenager Marco W. zieht sich weiter hin. Am Freitag wurde der Prozess im türkischen Antalya erneut vertagt. Das Verfahren soll am 5. Juni weitergehen. Möglicherweise wird dann auch das Urteil fallen.

Das Urteil im Missbrauchsprozess gegen Marco W. in der Türkei wird voraussichtlich erst im Sommer fallen. Die Verhandlung wurde am Freitag auf den 5. Juni verschoben. Die Staatsanwaltschaft will erst dann ihre Erkenntnisse zu dem Fall darlegen.

Nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu dauerte die nichtöffentliche Anhörung am Freitag 20 Minuten. Dabei ging es um ein Gutachten aus Großbritannien zur psychischen Verfassung der Schülerin Charlotte, die nach Darstellung der Anklage von Weiss missbraucht wurde. Der Staatsanwalt bemängelte laut Anadolu, dass der Bericht von Betreuern und nicht von Ärzten erstellt wurde. Einen Antrag, ein neues Gutachten zu erstellen, lehnte aber der Richter in Antalya ab.

Der deutsche Anwalt des inzwischen 19-jährigen W. äußerte sich über die erneute Vertagung enttäuscht. «Ich hatte eigentlich bereits ein Ende des Prozesses und einen Freispruch erwartet», sagte Jürgen Schmidt am Freitag in Uelzen. Das Gericht wolle aber bis zum 5. Juni allen Beteiligten noch Gelegenheit geben, ihre Plädoyers vorzubereiten. «Ich hoffe nun, dass der Prozess am 5. Juni zu Ende geht», sagte Schmidt. Eine Gewähr gebe es dafür nicht.

W. nicht persönlich vor Gericht

W.s Anwälte gingen eigentlich davon aus, dass das Gericht am Freitag die Beweisaufnahme schließt und es zu den Plädoyers und unter Umständen zu einem Urteil kommt. Der Prozess läuft bereits seit Juli 2007. Weiss nimmt daran nicht mehr teil, seit er im Dezember 2007 nach acht Monaten aus der türkischen Untersuchungshaft freigelassen wurde.

Ihm wird vorgeworfen, am 10. April 2007 im Türkei-Urlaub das damals 13 Jahre alte Mädchen aus England sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklage soll der damals 17-jährige Schüler gegen ihren Willen sexuellen Kontakt mit ihr gehabt haben, während sie im Hotelbett schlief.

W. hat die Vorwürfe stets bestritten und ausgesagt, Charlotte habe sich für 15-jährig ausgegeben, und er habe mit ihr nur einvernehmlich Zärtlichkeiten ausgetauscht. Gegen ihn wird auch in Deutschland ermittelt. (ap)

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