Mexiko-Stadt. .
Die Rettung der Kumpel in der Atacama-Wüste hat begonnen.
Nach Angaben des leitenden Ingenieurs André Sougarret wird es drei bis vier Monate dauern, die Kumpel aus ihrem Verlies in fast 700 Meter Tiefe zu befreien. Der Bohrer Strata 950 könne sich 15 Meter bis 20 Meter weit täglich in das Gestein fressen. Zunächst wird der Bohrer einen Schacht von 38 Zentimetern Durchmesser fräsen, der dann später auf 70 Zentimeter verbreitert wird, ungefähr so groß wie das Rad eines Fahrrades. Durch diesen sollen die Kumpel dann spätestens Weihnachten zusammengerollt in Transportkörben einer nach dem anderen ans Tageslicht bugsiert werden. Der letzte Teil des riesigen und 30 Tonnen schweren Bohrers kam erst am Montagabend in der chilenischen Wüste an.
Die ganze vergangene Woche über waren die Einzelteile zu der Mine nahe der Stadt Copiapó transportiert worden. In Kürze soll ein aus Deutschland eingeflogener Antrieb für den Bohrkopf installiert werden. Der wird es erlauben, schneller in die Tiefe vorzudringen.
Nach Angaben vom Sougarret soll der Tunnel zunächst 702 Meter gerade in die Erde getrieben werden, bis er zu der Galerie gelangt, wo sich die Minenarbeiter befinden. Bergbauminister Laurence Golborne ergänzte, dass die Spezialisten auch weitere Möglichkeiten erörterten, die eine schnellere Rettung erlauben könnten. „Wir prüfen rund zehn weitere Optionen“. Am Wochenende war erwogen worden, einen bereits existierenden Versorgungsschacht zu nutzen und zu verbreitern.
Bohrer kann bis zu 20 Meter vordringen
Selbst für die Ingenieure ist es schwer, genau vorherzusagen, wie lange die Befreiung dauern wird. Um bei den Eingeschlossenen und den Angehörigen keine falschen Hoffnungen zu wecken, veranschlagen sie 100 bis 120 Tage.
Der Bohrer kann in der ersten Phase bis zu 20 Meter täglich vordringen. In der Verbreiterungsetappe dann nur noch fünf Meter. Zudem muss das schwere Gerät regelmäßig gewartet werden. „Es ist komplizierter, als einfach die zurückzulegenden Meter durch die Anzahl der Tage zu teilen“, so Minister Golborne.
Die ersten Tage gingen bereits vor Beginn der Rettungsbohrung verloren, weil der Bohrkopf verspätet eintraf. Ursprünglich sollte die „Operation San Lorenzo“ getaufte Aktion schon am vergangenen Wochenende beginnen. San Lorenzo ist Schutzheiliger der Bergarbeiter.
Die 33 Kumpel sitzen seit dem 5. August in knapp 700 Metern Tiefe fest. Die Mine war rund 800 Kilometer nördlich von Santiago eingestürzt. Die Männer konnten sich nach dem Unglück in einen Schutzraum retten und überlebten bis zu ihrer Entdeckung vor rund einer Woche mit einer 48-Stunden-Notfallration. Am Montag war nach harscher Kritik der Beamte des Gesundheitsministeriums zurückgetreten. Dieser hatte erst vor einem Monat die Wiedereröffnung der Unglücksmine genehmigt. Sie war zuvor wegen Steinschlags geschlossen worden. Bereits vor drei Jahren war die Kupfer- und Goldmine in der Wüste wegen diverser Arbeitsunfälle und daraus erwachsender Sicherheitsbedenken geschossen worden.
Die Arbeiter fürchten um ihre Löhne
Derweil lehnte die chilenische Regierung die Forderung der Gewerkschaften ab, die Gehaltszahlungen für alle bisherigen Arbeiter der Mine bis zur Rettung der Eingeschlossenen zu übernehmen. Die Arbeiter befürchten, dass das Minen-Unternehmen San Esteban die Löhne ab September nicht mehr zahlen werde. Der zuständige Minister Golborne wollte lediglich zusagen, bei der Vermittlung der Arbeiter an andere Unternehmen zu helfen.