Hamburg/Magdeburg. .
Sachsen-Anhalt strebt ein bundesweites Verbot des Motorradclubs „Hells Angels“ an. Das Thema soll bei der Innenminister-Konferenz in Hamburg auf die Tagesordnung gesetzt werden. Experten bewerten das Vorhaben jedoch skeptisch.
Angesichts zunehmender Rocker-Kriminalität fordert Sachsen-Anhalt ein Verbot des Motorradclubs „Hells Angels“. Das Innenministerium bestätigte am Dienstag einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“, wonach sich das Land auf einer vorbereitenden Tagung zur Innenministerkonferenz in Hamburg für ein Verbot einsetzen will. Nach Angaben der Hamburger Innenbehörde stand das Thema am Dienstag zu Beginn der Sitzung allerdings noch nicht auf der Tagesordnung.
Der Innenstaatssekretär Sachsen-Anhalts, Rüdiger Erben, erklärte, das Bundesinnenministerium müsse ein bundesweites Verbot der Hells Angels prüfen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte in der vergangenen Woche zu möglichen Verboten gesagt: „Wir werden bei der Innenministerkonferenz darüber reden. Wenn, dann wird gehandelt, aber nicht vorher angekündigt.“
Bundesweit 300 Ortsgruppen von Motorradclubs
In Schleswig-Holstein wurden bereits Ende April örtliche Ableger der „Hells Angels“ und „Bandidos“ verboten. Allerdings verfolgte Innenminister Klaus Schlie dabei eine Argumentation auf strafrechtlicher Grundlage, nicht auf der Grundlage des Vereinsrechts. Bei einem bundesweiten Verbot dürfte nach Einschätzung von Experten diese Problematik eine Rolle spielen.
In Deutschland gibt es nach Polizeiangaben rund 300 sogenannte Chapters, Ortsgruppen von Motorradclubs, mit insgesamt etwa 3.000 Mitgliedern. Während vom Gremium (GMC) und dem Outlaws Motorcycle Club (OMC) in Sachsen-Anhalt nach offiziellen Angaben keine Chapters bekannt sind, sind die Hells Angels über deren Supporterclub Red Devils MC im Süden und im Norden des Bundeslandes vertreten.
Vermutlich im Rotlicht- und Drogenmilieu aktiv
Eine seit 2006 existierende Rockerbande in Zeitz unterstützt demnach die „Hells Angels“ in Berlin, ein im vergangenen Sommer in Salzwedel gegründeter Chapter habe starke Bezüge nach Niedersachsen. In der Landeshauptstadt Magdeburg gebe es zudem eine Ortsgruppe der „Bandidos“ (BMC). Unterstützer des BMC existieren ferner in drei Kreisstädten Sachsen-Anhalts.
In dem Bundesland sei es bislang zwar noch nicht zu Auseinandersetzungen verfeindeter MCs gekommen, doch könne sich das jederzeit ändern, hieß es im Landesinnenministerium. Die „Hells Angels“ und die „Bandidos“ werden mit Aktivitäten im Rotlicht- und Drogenmilieu in Zusammenhang gebracht. Seit Jahren herrscht eine Fehde zwischen ihnen; Experten sprechen von einem regelrechten Bandenkrieg in bestimmten Regionen wie dem Ruhrgebiet oder Berlin. (apn)