Berlin. .
Eineinhalb Jahre nach der Schließung des Berliner Flughafens Tempelhof wurde das ehemalige Flugfeld am Samstag als Park eröffnet. Es gab auch Protest: Demonstranten fürchten, dass die Mieten im Umfeld steigen.
In manchen Ohren könnte der Satz wie eine Drohung klingen: „Auch das Tempelhofer Feld war vor 100 Jahren Spielball der Immobilienspekulanten“. Er steht auf einer Infotafel im Abfertigungsgebäude des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof. Das seit Oktober 2008 geschlossene Flugfeld ist seit Samstag als Freizeitgelände frei zugänglich und soll teilweise bebaut werden.
Doch das Bündnis „Tempelhof“ für alle“ aber traut dem Stadtparkidyll des Berliner Senats nicht. Es befürchtet steigende Mieten und die Verdrängung sozial schwacher Anwohner in den umliegenden Vierteln. Das Bündnis fordert auch, dass Tempelhof dauerhaft ein offener Park bleibt und nicht abends von einem Sicherheitsdienst abgeriegelt wird. Eine Erstürmung des Geländes am Abend wurde nicht ausgeschlossen. In jedem Falle wolle man „in jeglicher Form protestieren“, sagte ein Sprecher.
Seine Fahrt in einem Fahrradtaxi über die frühere Landebahn Nord konnte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit somit nicht unbeschwert genießen. Auch seine Ansprache zur Eröffnung des Tempelhofer Feldes wurde wiederholt von Demonstranten gestört. „Der Zaun muss weg,“ forderten sie. Wowereits anfängliche Belustigung wich langsam der Ungeduld: „Der Zaun ist offen für alle, sonst wärt ihr hier gar nicht reingekommen“, blaffte er die Demonstranten an. Das Tempelhofer Feld sei aber nicht der Ort für Krakeelmacher, sondern für die friedlichen Bürger in der Stadt. Sie wollten Ordnung haben und ihrem Freizeitvergnügen nachgehen, darum sei auch ein Zaun ums Gelände nötig. Rund 386 Hektar misst das Areal. Rechnet man das Vorfeld zu den Grünflächen hinzu, könnte man mehr als 500 Fußballfelder dort anlegen.
Wowereit sieht riesiges Entwicklungspotenzial
Auch weil Tempelhof mitten in der Stadt liege, gebe es ein riesiges Entwicklungspotenzial und das habe keine andere Stadt, meinte der Regierende Bürgermeister. Darum sollten in den kommenden Jahren im Süden entlang der Stadtautobahn Gewerbe und Industrie angesiedelt werden, im Westen sei Platz für die Zentral- und Landesbibliothek. Die große verbleibende Freifläche diene auch dem Klima in der Stadt.
Im Norden an der Grenze zum Bezirk Neukölln befinde sich „qualitativ hochstehendes Gelände für Familien“. Dort soll ein neues Wohnquartier aus dem Boden gestampft werden. Doch genau das fürchten die Gegner. Es würden Luxuswohnungen entstehen, die die Mieten im ganzen Gebiet in die Höhe treiben könnten. So lauteten die Vorwürfe bei einer Demonstration am Samstagnachmittag, die einige hundert Teilnehmer besuchten.
Die Veranstalter erwarteten über das Wochenende etwa 200.000 Volksfest-Besucher. Livemusik, Sport und Rollschuhfahren auf der Landebahn lautete das Programm der friedlichen Gäste. Im Inneren des Gebäudes gibt nun keine Passkontrollen und Check-in-Schalter mehr, dafür eine kleine Ausstellung zu Geschichte und Zukunft des Tempelhofer Feldes. Eben dort steht auch der Satz zu den Immobilienspekulanten steht, die die Protestierenden so sehr fürchten. (apn)