Sukkur. .

Die UNO will die Hilfsanstrengungen für die Millionen Flutopfer in Pakistan erheblich beschleunigen. „Wir werden einen Spendenaufruf über mehrere hundert Millionen Dollar herausgeben“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Montag (Ortszeit) in New York.

Notwendig sei unmittelbare Hilfe für die 13,8 Millionen Menschen, die von den schwersten Überschwemmungen seit Menschengedenken betroffen sind. Ban betonte, auch mittel- und langfristig werde Pakistan Hilfe brauchen. „Das wird eine große und langwierige Aufgabe“. Bislang wurden weltweit rund 38 Millionen Dollar (etwa 28 Millionen Euro) bereitgestellt, weitere 90 Millionen Dollar wurden zugesagt.

Vor Ort drangen UN-Vertreter auf eine rasche Aufstockung der Hilfe. „Dies ist eine große Katastrophe von gewaltigem Ausmaß“, sagte UN-Katastrophenkoordinator John Holmes. „Die Bedürfnisse sind groß und werden größer. Die humanitäre Anstrengung muss entsprechend hochgefahren werden, und zwar so schnell, wie wir können.“

Besonders Kinder sind gefährdet

Besonders gefährdet sind der UNO zufolge Kinder, die durch Durchfall oder Masern schnell in Lebensgefahr geraten können. Seit Beginn der Katastrophe vor zwei Wochen starben mindestens 1600 Menschen in den Fluten. Allein in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa kamen den Behörden zufolge 1400 Menschen ums Leben.

Auch am Dienstag waren ganze Landesteile im Nordwesten und in den bevölkerungsreichen Provinzen Punjab und Sindh weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Vertreter der Provinzbehörden von Sindh, Jam Saifullah Dharego, teilte mit, 1,5 Millionen Menschen seien von dort in Sicherheit gebracht worden. Am Guddu-Staudamm über den Indus nahe der Stadt Sukkur begann der Wasserpegel den Behörden zufolge zu sinken.

Die Wetterdienste sagten für die kommenden 24 Stunden nur vereinzelte Schauer voraus, Entwarnung wurde aber nicht gegeben. „Die Gefahr ist immer noch da. Die Armee gibt ihr Bestes, um die Ufer der Flüsse und Kanäle zu befestigen“, sagte Dharego.

IWF fürchtet Produktionsrückgang

Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge werden die Überschwemmungen mit den tausenden Toten die ohnehin schwächelnde Wirtschaft massiv zurückwerfen. Die Zerstörungen könnten die Produktion zurückgehen lassen und den Haushalt deutlich belasten, sagte ein IWF-Sprecher. „Unter diesen Umständen ist die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft entscheidend.“

Nach seinen Angaben signalisierte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari Unterstützung. Der Fonds sei zu Verhandlungen bereit, wie Pakistan geholfen werden könne.

1000 Kilometer Verwüstung

Die Fluten haben über eine Länge von 1000 Kilometern eine Schneise der Verwüstung angerichtet und die Häuser von zwei Millionen Menschen zerstört. Rund 13 Millionen Menschen, acht Prozent der Bevölkerung, sind betroffen.

Vertreter der US-Regierung beklagten eine schwache Reaktion der Regierung und zeigten sich angesichts der wachsenden Feindlichkeit gegenüber Zardari besorgt. Pakistan ist ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan.

Kritik an Präsident Zardari

Präsident Zardari beendete seine wegen der Hochwasserkatastrophe in die Kritik geratene Auslandsreise und kehrte in die Heimat zurück. Zardari wolle in die von den Überschwemmungen verwüsteten Gebiete reisen, teilten Regierungsvertreter am Dienstag mit. Die Opfer werfen dem Präsidenten vor, sie mit der Fortsetzung der Reise nach Großbritannien und Frankreich im Stich gelassen zu haben. (afp/rtr)