Washington. .

Im Golf von Mexiko wächst die Gefahr einer Ölpest. Nun haben Experten damit begonnen, den gigantischen Ölteppich abzufackeln. Er treibt weiter auf die Südstaatenküste der USA zu, bedroht das Ökosystem im vogel- und fischreichen Mississippi-Delta, aber auch die weißen Strände Ost-Floridas.

Seit der Explosion und dem Untergang der Ölplattform „Deepwater Horizon“ vor fünf Tagen, bei der elf Menschen ums Leben kamen, sprudeln täglich 190 000 Liter Öl aus zwei Lecks in 1500 Metern Tiefe.

Alle Versuche, mit Hilfe von Tauchrobotern das Leck auf dem Meeresgrund zu schließen, sind bislang gescheitert. Warum sich das Notfall-Ventil über dem Bohrloch nicht schließen lässt, ist den Ingenieuren des Ölkonzerns BP, der die Plattform betrieb, unerklärlich. „Wenn wir das nicht in den Griff kriegen, droht im Golf von Mexiko eine der schlimmsten Ölkatastrophen in der US-Geschichte“, sagte die Leiterin der US-Küstenwache, Mary Landry. Sollte der Wind nicht drehen, werden die Öllachen Inselgruppen und erste Küstenabschnitte voraussichtlich am Wochenende erreichen.

Mit Entlastungsbohrungen in der Nähe des Hauptlecks will BP den ungebremsten Ölfluss aus der Tiefe stoppen. Doch die Arbeiten für die Bohrungen werden eben so Wochen dauern wie die Konstruktion einer gigantischen Kuppel, die das auslaufende Öl direkt über der sprudelnden Quelle auffangen soll. Die technischen Herausforderungen sind immens. Noch nie ist eine so große Glocke in so großer Tiefe mit ihren extremen Druckverhältnissen gebaut worden.

Um die Gefahr für die Küste abzuwenden, begann die Küstenwache gestern, den inzwischen 160 Kilometer langen Ölteppich kontrolliert abzufackeln. Die ökologischen Folgen eines solch radikalen Schritts sind nach Auffassung der US-Meeresagentur zwar nicht gering. Aber die Risiken seien im Vergleich zu den Konsequenzen, wenn das Öl die Küste erreicht, eher minimal. Die Rauch- und Rußwolke auf dem Meer werde den Himmel verdunkeln und Vögeln die Orientierung nehmen. Verbrannte Ölrückstände würden das Meer und die Meeresfauna belasten.