Moskau. .

Die Waldbrände in Russland fordern auch in der Hauptstadt immer mehr Menschenleben. Die Zahl der Todesfälle hat sich auf 700 erhöht - das sind doppelt so viele wie normal. Die Flammen bedrohen derweil ein Atomlager.

Anhaltende Hitze und beißender Smog haben in Moskau die Sterberate in die Höhe schnellen lassen. Die Zahl der Sterbefälle verdoppelte sich auf täglich etwa 700. In den Leichenhallen der russischen Hauptstadt waren 1.300 Tote aufgebahrt, nur 200 unter der Kapazitätsgrenze, wie Nachrichtenagenturen am Montag den Leiter der Gesundheitsbehörde, Andrej Selzkowki, zitierten. Landesweit loderten nach Behördenangaben 550 Brände, 40 davon in der Nähe von Moskau.

Über Moskau lag am Montag den sechsten Tag in Folge dichter Smog, der den Menschen den Atem nahm. Die Schadstoffe in der Luft waren gegenüber dem Grenzwert um das Zwei- bis Dreifache überhöht. Der Leiter des russischen Wetterdienstes sagte, nach historischen Unterlagen zu urteilen, könne es sich um die schlimmste Hitzewelle seit 1.000 Jahren handeln. „Dieses Phänomen ist absolut einzigartig“, sagte Alexander Frolow. Die Tageshöchstwerte liegen seit Wochen bei fast 40 Grad, und auch für diese Woche wurde keine grundlegende Änderung erwartet.

Waldbrände bedrohen Atomlagerr

Die Waldbrände in Russland bedrohten unterdessen erneut ein Atomforschungszentrum. Katastrophenminister Sergej Schoigu ordnete für das Gebiet um das Zentrum in Sneschinsk am Ural eine Brandbekämpfung rund um die Uhr an, wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass meldete. Alle Einsatzkräfte sollten sich auf Sneschinsk konzentrieren, solange Feuer in dessen Nähe loderten. In einigen Regionen habe die Feuerwehr inzwischen Erfolge im Kampf gegen die Brandkatastrophe verbucht, teilte das Ministerium mit.

Der sieben Hektar große Brand bei der Forschungsanlage Sneschinsk sei unter Kontrolle und die Atomanlagen des Zentrums seien nicht unmittelbar bedroht, sagte Schoigu laut ITAR-Tass am Sonntagabend. Ein Hubschrauber helfe bei den Löscharbeiten. Die Brandbekämpfung in einem Naturpark der Region Tscheljabinsk sollte deswegen erst später fortgesetzt werden. Dort stehen 40 Hektar Wald in Flammen.

Rauch über Moskau zu dicht für Löschflugzeuge

Schoigu sagte, der dichte Rauch über der Region Moskau mache den Einsatz von Löschflugzeugen unmöglich. Die Maschinen stünden aber bereit und kämen zum Einsatz, sobald sich die Bedingungen besserten, wurde der Minister zitiert.

Aus mehreren Ländern trafen am Wochenende Löschflugzeuge in Russland ein. Das französische Außenministerium kündigte laut ITAR-Tass die Lieferung von 30.000 Atemschutzmasken für Einwohner Moskaus an, am Sonntagabend brachen außerdem drei französische Experten für Brandbekämpfung nach Russland auf. Deutschland schickte bereits am Samstag als Sofortmaßnahme 100.000 Atemschutzmasken. (apn)