München. Auf der Suche nach Weibchen gehen die Braunbärenmänner in Österreich derzeit wieder auf Wanderschaft. So auch Moritz, der sein Gebiet im Salzkammergut nahe der bayerischen Grenze hat.

«Moritz steht grade in seinen besten Mannesjahren», sagt der österreichische Bärenanwalt Georg Rauer. Während der Paarungszeit im Mai und Juni seien die Tiere «generell mobiler» und deshalb mehr unterwegs als im restlichen Jahr.

Dass der acht Jahre alte Moritz es Braunbär Bruno gleichmacht und nach Bayern kommt, will die Bärenbeauftragte vom WWF Österreich, Christine Kubalek, denn auch nicht ausschließen. «Bären sind nun mal eine wandernde Tierart, vor allem die jungen Männchen.» Und dass die Bären auch Hindernisse wie stark verbaute Flussbetten oder Autobahnen überqueren können, habe man im Fall Bruno gesehen.

Auf der Suche nach einem neuen Revier

Allerdings sei Moritz im Gegensatz zu seinem berühmten Artgenossen kein «Problembär», sondern «ein ganz normales, scheues Wildtier, das am Menschen nicht interessiert ist», erklärt WWF-Sprecherin Claudia Mohl. Brunos Mutter Jurka sei vermutlich aus «falsch verstandener Tierliebe» in seiner Heimat Italien angefüttert worden und habe sozusagen gelernt, dass Nahrung leichter bei Menschen zu finden ist. Dieses Verhalten habe sie dann an ihren Sohn Bruno weitergegeben, so dass dieser die Nähe zu Menschen suchte.

Moritz stammt hingegen nicht aus dem italienischen Trentino, sondern ist Nachfolger von Braunbären aus dem österreichischen Wiederansiedelungsprojekt, das bereits 1989 begonnen hat. Er ist der Sohn des 1993 aus Slowenien umgesiedelten Djuro, ein «alter Herr», der sich laut WWF vermutlich in Niederösterreich aufhält.

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Bild: imago © imago stock&people

Trotz seiner imposanten Erscheinung - Moritz wiegt etwa 200 Kilo und ist zwei Meter groß, wenn er sich auf die Hinterbeine stellt - ist er nie zu sehen. Dass er trotzdem da ist, ermitteln die Experten anhand sogenannter Haarfallen. Die Forscher spannen zwischen Bäumen einen dünnen Stacheldrahtzaun auf Bärenrückenhöhe und platzieren dahinter einen Köder, «ein stinkender Fisch zum Beispiel», sagt Mohl. Die Haare, die dann an dem Zaun hängenbleiben, werden genetisch untersucht und geben Aufschluss über den ungefähren Aufenthaltsort des Bären.

Vergangene Woche habe Moritz seinen genetischen Fingerabdruck in Bad Aussee im steirischen Teil des Salzkammerguts hinterlassen, sagt Bärenanwalt Rauer. Mittlerweile könne er aber schon ganz woanders sein, schließlich sei sein Gebiet riesengroß. «Es gibt ja kaum andere Bären, da braucht er auf niemanden Rücksicht nehmen», fügt Rauer hinzu.

Brunos Erben?

Insgesamt sind dem WWF derzeit nur drei Braunbären bekannt, die sich in Österreich aufhalten. Moritz, sein Vater Djuro, und Toni, der sein Gebiet in Tirol hat. Dieser junge Bär stammt - ebenso wie Bruno - aus dem Trentino-Projekt. «Er könnte eventuell ein Halbbruder von Bruno sein, genetisch abgesichert ist das aber nicht», sagt Mohl.

Dass Toni und Moritz bei ihrer Suche nach Weibchen erfolgreich sein werden, ist laut Rauer «sehr unwahrscheinlich». Das Projekt, weibliche Bären in Österreich anzusiedeln, sei ins Stocken geraten, sagt er. Einstweilen muss sich Moritz noch damit begnügen, alleine durch die Wälder zu ziehen. Vielleicht packt ihn ja irgendwann wie Bruno die Abenteuerlust und er sieht sich in Bayern nach einem geeigneten Bärenweibchen um. (ddp)