Berlin/Moskau. .

Als erste Soforthilfe gegen die ausufernden Waldbrände in Russland schickt Deutschland 100 000 Atemschutzmasken nach Moskau. Der extrem stickige Smog hat den Moskauern den zweiten Tag in Folge die Luft zum Atmen geraubt.

Als erste Soforthilfe gegen die ausufernden Waldbrände in Russland schickt Deutschland 100 000 Atemschutzmasken nach Moskau. Die Masken sollten noch am Samstag verladen, unverzüglich in die russische Hauptstadt geflogen und dann verteilt werden, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mitteilte. Zuvor war ein Hilfsgesuch der russischen Katastrophenschutzbehörde bei der Bundesregierung eingegangen.

Russland bat den Angaben zufolge am Samstag auch um schweres technisches Gerät für die Brandbekämpfung. „Die Bereitstellung von Schläuchen, Pumpen, Motoraggregaten und weiterem Gerät ist angelaufen“, sagte de Maizière.

Soldaten schützen Atomanlage vor Bränden

In der von verheerenden Waldbränden heimgesuchten russischen Provinz Nischni Nowgorod haben Soldaten Medienberichten zufolge einen acht Kilometer langen Graben zum Schutz eines Atomwaffenzentrums gegraben. Wie der Radiosender „Echo Moskvy“ am Samstag berichtete, soll er ein Übergreifen der Flammen auf die Anlage im 350 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Sarow verhindern. Dem Katastrophenschutzministerium zufolge hat sich die Lage nahe der Einrichtung, wo zu Sowjetzeiten die ersten Atom- und Wasserstoffbomben entwickelt worden waren, stabilisiert. Alle in dem Zentrum lagernden explosiven und radioaktiven Stoffe waren nach Angaben der Behörden bereits an andere Standorte verbracht worden.

Smog raubt Moskauern die Luft zum Atmen

Extrem stickiger Smog hat den Moskauern am Samstag den zweiten Tag in Folge die Luft zum Atmen geraubt. Wind aus dem Südosten wehte unablässig Rauch von Waldbränden in die von fast 15 Millionen Menschen bewohnte Hauptstadtregion, für die nach Angaben von Meteorologen kein Ende der seit Tagen andauernden schwersten Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren in Sicht ist.

Nicht nur die Temperaturen, auch die Schadstoffwerte bewegen sich in Moskau auf Rekordniveau. Die Belastung mit dem giftigen Kohlenmonoxid (CO) erreichte nach städtischen Angaben mehr als das Sechsfache der normalen Konzentration. Das sei in der Hauptstadt noch nicht verzeichnet worden.

Die Sicht betrug nur noch wenige hundert Meter, in einigen Bereichen sogar weniger als 150 Meter. Dutzende Flüge von und zu Moskauer Flughäfen wurden umgeleitet oder waren verspätet.

Rauch dringt in die U-Bahn

„Ich halte das nicht mehr aus“, sagte ein 25-jährige Moskauerin, Anna Kosyrewa. „Meine Eltern haben die Stadt verlassen. Ich will nur noch normal atmen, aber wegen meiner Arbeit kann ich nicht weg.“ Roman Morosow, ein 29-jähriger Architekt, sagte, man könne dem Smog nicht entrinnen: „Der Rauch ist überall - zu Hause, in Einkaufszentren, in der U-Bahn.“

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur ITAR-Tass wurde die Industrie in der Hauptstadtregion wegen des Smogs angewiesen, ihren Schadstoffausstoß um 40 Prozent zu verringern. Ärzte empfohlen den Einwohnern, in ihren Wohnungen zu bleiben, öfters zu duschen und nicht zu rauchen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums mussten sich hunderte Menschen wegen smogbedingter Beschwerden ärztlich behandeln lassen.

Löschflugzeuge aus dem Ausland eingetroffen

Ein Ende der ungewöhnlich langen Hitzewelle war nicht in Sicht: Die Temperatur in der Hauptstadtregion werde sogar wieder auf rund 40 Grad Celsius steigen, meldete ITAR-Tass unter Berufung auf den Wetterdienst Rosgidromet.

Nach Angaben des Ministeriums für Notlagen loderten am Samstag landesweit fast 600 Brände, die meisten davon im Westen Russlands. Bislang kamen mindestens 52 Menschen in den Flammen ums Leben, bis zu 2.000 Wohnhäuser wurden zerstört. Russische Behörden haben eingeräumt, dass die 10.000 zur Verfügung stehenden Feuerwehrleute nicht für die Brandbekämpfung ausreichten. Aus mehreren Ländern trafen Löschflugzeuge ein, das russische Fernsehen zeigte die Landung von italienischen Spezialmaschinen in der Samara-Region an der Wolga.

Präsident Dmitri Medwedew spendete aus eigener Tasche 350.000 Rubel (9.000 Euro) für die Opfer der Feuersbrünste. Es wurde erwartet, dass weitere Spitzenpolitiker seinem Beispiel folgen, hieß es in einer Mitteilung des Kremls. (ddp/rtr/apn)