Paris. .

Bei der Aufklärung der Flugzeugkatastrophe vor Brasilien im vergangenen Juni hoffen die französischen Ermittler jetzt auf deutsche Hilfe. Forscher des Kieler Leibniz-Instituts sollen das Wrack mit einem Spezial-U-Boot aufspüren.

Ein Dreivierteljahr ist es her, dass ein französisches Linienflugzeug zwischen Brasilien und Frankreich ins offene Meer stürzte. 228 Menschen starben, darunter 28 Deutsche. Die Unfallursache ist bis heute ungeklärt. Trotz zweier groß angelegter Suchaktionen wurden die Flugschreiber des verunglückten Airbus A330 nicht gefunden. Mit einer dritten Suchphase hofft die französische Ermittlungsbehörde BEA nun auf einen Erfolg. Beteiligt sind auch deutsche Experten aus Kiel mit einem Hightech-U-Boot.

Zwei Mitarbeiter des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) sind mit einem sogenannten autonomen Unterwasser-Vehikel (AUV) im Einsatz, das den Meeresboden nach dem Wrack absuchen soll. Insgesamt kommen drei baugleiche AUVs zum Einsatz. Diese vier Meter langen und fast eine Tonne schweren unbemannten Hightech-U-Boote vom Typ Remus 6000 können den Meeresgrund relativ präzise untersuchen und müssen nicht ferngesteuert werden - sie bewegen sich mit Hilfe mehrerer Navigationssysteme völlig eigenständig und ohne Kabelverbindung zum Mutterschiff. Sie können bei ihrer Fahrt den Abstand zum Meeresboden regulieren und Hindernissen ausweichen.

Suche mit „Autonomem Unterwasser-Vehikel“

Ein Teil der Bordküche des abgestürzten Airbus A330-200 trieb noch zwei Wochen nach der Katastrophe vom 1. Juni 2009 im Atlantik. Bild oben: Geborgene Wrackteile (Foto: imago).
Ein Teil der Bordküche des abgestürzten Airbus A330-200 trieb noch zwei Wochen nach der Katastrophe vom 1. Juni 2009 im Atlantik. Bild oben: Geborgene Wrackteile (Foto: imago).

Die torpedoförmigen AUVs tasten den Meeresgrund mit einem sogenannten Seitensicht-Sonar ab. Dabei können sie sehr nahe am Meeresboden entlangfahren, je nach Einstellung des Sonars sind es zehn bis 50 Meter Abstand. Das Sonar unterscheidet dabei zwischen weichem Untergrund und hartem Material, etwa dem gesuchten Wrack. „Wir können Gegenstände von der Größe eines Schreibtisches oder eines großen Koffers ausmachen, wenn sie sich gut von der Umgebung abheben“, sagt der wissenschaftliche Leiter des AUV-Teams am IFM-GEOMAR, Klas Lackschewitz. Mit einer Geschwindigkeit von etwa sieben Stundenkilometern dreht das 1,5 Millionen Euro teure AUV seine Runden über dem Meeresboden und erfasst dabei einen Streifen von etwa 300 Metern Breite.

Bis zu zwanzig Stunden am Stück ist ein AUV im Einsatz, dann ist die Batterie aufgebraucht und muss wieder aufgeladen werden. Währenddessen werden die gespeicherten Daten ausgewertet und zu einer Karte des Meeresbodens zusammengefügt. Entdecken die Wissenschaftler in den Aufzeichnungen einen verdächtigen Punkt, kann das AUV mit einer Kamera ausgerüstet wieder ins Wasser gelassen werden, um präzisere Aufnahmen des Objekts zu machen. Sollten die Forscher das Wrack tatsächlich entdecken, ist die Aufgabe der AUVs erledigt: Der Flugschreiber ist zu klein, um von den Mini-U-Booten entdeckt zu werden; zum Einsatz kommen daher ferngesteuerte Tauchroboter, die Bilder in Echtzeit übertragen können und mit Greifarmen ausgestattet sind.

Erschwert wird die Suche durch die Beschaffenheit des Meeresbodens. Das Wrack wird im Mittelatlantischen Rücken vermutet, einem Hochgebirge unter Wasser mit steil hochragenden Bergen und tiefen Schluchten. Lackschewitz gibt sich trotzdem optimistisch: „Ich halte die Wahrscheinlichkeit für relativ groß, das Wrack orten zu können. Prinzipiell ist das eine Frage der Zeit.“ Angesetzt ist die Suche zunächst auf 30 Tage. (afp)