. .

Der Albtraum der Film- und Fernsehindustrie hat sechs Buchstaben und einen Punkt. Kino.to heißt er und ist eine Internetseite. Mit ihrer Hilfe lassen sich TV-Serien, Dokumentationen aber auch brandaktuelle Kino-Filme auf dem heimischen PC ansehen. Während Juristen noch über die Legalität des Angebots streiten, besuchen täglich allein 400 000 Deutsche die Seite. Die Gefahr erwischt zu werden ist minimal, dennoch ist ein Abstecher zu kino.to nicht ungefährlich.

Geöffnet ist rund um die Uhr. Und das Angebot ist groß. Zu knapp 70 000 Filmen, 350 000 TV-Serienfolgen und über 6000 Dokumentationen finden sich Verweise bei kino.to. Klassiker wie „Bezaubernde Jeannie” und „Winnetou“ gibt es da, aber auch Neuheiten wie „Avatar” oder die „Simpsons”. Und alles ist kostenlos, wenn auch nicht immer von guter Qualität.

Ob das legal ist, darüber wird seit Monaten gestritten. Denn Filme und Serien werden nicht zum Herunterladen angeboten, sondern lediglich als sogenannter „Stream” – als kontinuierlicher Datenstrom zur Sofortansicht. Und das bloße Anschauen eines Films ohne dauerhafte Speicherung, argumentieren viele Juristen, könne nicht strafbar sein.

Schadenshöhe offen

Die Filmindustrie sieht das erwartungsgemäß anders. Schon weil der Film auch beim bloßen Betrachten ganz kurz zwischengespeichert wird. Doch selbst die Fahnder haben die Zuschauer bisher in Ruhe gelassen und stattdessen die Betreiber des Angebotes gejagt. Ohne jeglichen Erfolg. Nicht nur, weil die Internetseite auf dem Pazifik-Archipel Tonga registriert ist, sondern auch, weil der Server, auf dem die Seite gespeichert ist, irgendwo in Russland steht. Und beide Länder sind allgemein nicht gerade dafür bekannt, Urheberrechtsverletzung mit drakonischen Strafen zu belegen.

So wächst der der Schaden der Industrie von Tag zu Tag. Wie hoch er genau ist, ist schwierig zu beziffern. Studien zufolge kosten Raubkopierer die Branche allein in Deutschland 300 Millionen Euro im Jahr. Eine Rechnung, die allerdings davon ausgeht, dass jeder illegal genossene Film ansonsten im Kino angeschaut worden wäre. Was natürlich Quatsch ist.

Dennoch kosten Seiten wie kino.to die Branche Geld. Immer öfter aber auch die Zuschauer. Denn im Schutze ihrer Anonymität zeigen die Betreiber der Seite wenig Scheu bei der Auswahl ihrer Geschäftspartner. Und so gibt es nicht nur jede Menge Erotik-Angebote, sondern auch raffiniert gelegte Abo-Fallen. Schon seit Monaten melden die Verbraucherzentralen des Landes jedenfalls eine steigende Zahl von Beschwerden über Kino.to.

Mal poppt ein Werbebanner auf und suggeriert fälschlicherweise Virenbefall oder einen Windowsfehler und bietet Reparaturprogramme an. Dann wieder werden die Seitenbesucher zum angeblich kostenlosen Download eines Videoplayers aufgefordert, um das gewünschte Programm sehen zu können. Wer diesen Forderungen nachkommt und seine Daten angibt, hat schnell ein mehrere hundert Euro teures Abo am Hals – für Programme, die eigentlich kostenlos sind.

Viele Nachahmer

Gebremst hat das den Ansturm auf Kino.to bisher nicht. Im Gegenteil. Die Seite ist so erfolgreich, dass Nachahmer aus dem Boden schießen, wie Pilze nach dem Regen. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) hat sie mal gezählt. Und über 90 Webseiten ausgemacht, die deutschsprachige Filme und TV-Serien zum streamen anbieten.