Regensburg. .

In den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen sind offenbar zwei ehemalige leitende Geistliche verwickelt. Wie das Bistum heute bekannt gab, sollen die beiden Männer für ihre Taten seinerzeit zu Haftstrafen verurteilt worden sein. Gestorben sind sie bereits 1984.

Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zieht immer weitere Kreise. Wie das Bistum Regensburg am Freitag auf einer Pressekonferenz bekanntgab, waren Anfang der 1960er Jahre offensichtlich auch Mitglieder der weltberühmten Regensburger Domspatzen Opfer sexueller Handlungen von Kirchenmitarbeitern. Ermutigt durch die Berichterstattung in den vergangenen Tagen habe sich ein mutmaßliches Opfer bei der für sexuellen Missbrauch zuständigen Diözesanbeauftragten Birgit Böhm gemeldet.

„Wir rechnen aber mit einer Kontaktaufnahme eines weiteren Geschädigten, da er dies einer Mittelperson angekündigt hat“, erklärte Bistumssprecher Clemens Neck. Aktuelle Missbrauchsfälle schloss er aus: „Es ist aktuell kein Fall da, der in irgendeiner Weise die Domspatzen in ihrer heutigen Existenz berührt“, betonte Neck.

Zwei ehemalige leitende Geistliche sollen in den Skandal verwickelt sein. Die beiden Männer, die bereits 1984 gestorben sind, sollen für ihre Taten seinerzeit zu Haftstrafen verurteilt worden sein, sagte der Sprecher.

Dass das Bistum so spät mit diesen Fällen an die Öffentlichkeit geht, erklärte er damit, dass sich nun erst im Zuge der jüngsten Berichterstattung Menschen gemeldet hätten, die von „Vorkommnissen, Übergriffen aber auch Missbrauch“ berichteten. Diese beträfen allerdings die Jahre 1958 bis 1973. Insgesamt stellte Neck fünf Fälle vor, die seinen Worten nach alle bereits veröffentlicht wurden. Es fehlten lediglich Details.

Zwischenbericht in zwei Wochen

Unter anderem wurde ein Geistlicher, der Präfekt am Musikgymnasium Regensburg war, 1958 aus dem Dienst entfernt, weil er mit zwei seiner Schüler bei „unsittlichen Handlungen“ ertappt wurde. Der Mann soll zu zwei Jahren Haft verurteilt worden sein und starb 1984. „Bisher wissen wir nicht, wen Friedrich Z. missbraucht hat, auch nicht, welcher Art die Tat war und ob es nach der Verurteilung noch weitere Opfer gegeben hat“, sagte Neck. Hier sei weitere Recherchearbeit nötig.

Dies gelte auch für einen ehemaligen Schüler der Grundschule Etterzhausen, der angegeben habe, Anfang der 60er Jahre durch „übermäßige Prügel und Demütigungen misshandelt und durch Berührungen in Genitalbereich missbraucht“ worden zu sein. Beschuldigt werde ein junger Erzieher, der bisher noch nicht identifiziert worden sei. Aus der genannten Grundschule werden auch Sänger der Domspatzen rekrutiert.

„Wir wollen Gerechtigkeit und Hilfe für die Opfer“, sagte Neck. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit sollen bisher unbekannte Opfer oder Täter ermittelt werden. „Wir möchten dazu ermuntern, Namen zu nennen“, sagte Böhm. Soweit noch möglich, sollen die Täter straf- und kirchenrechtlich verfolgt werden. Ein Anwalt sei bereits eingeschaltet. In etwa zwei Wochen will das Bistum einen Zwischenbericht vorlegen. (afp/ddp)