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Er gilt, als erster Mensch auf dem Mond, als lebende Legende. Sein be-rühmtester Auftritt, im Raumanzug mit US-Flagge auf staubigem Grund vor pechschwarzer Weltraumnacht, zählt zu den Ikonen der Zeitgeschichte. Obendrein hat er der Welt noch einen Spruch beschert: „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Schritt für die Menschheit.“ Am Donnerstag wird Neil Armstrong 80 Jahre alt.

Er verkörpert schon als Kind den amerikanischen Traum. Der Sohn eines Rechnungsprüfers aus dem ländlichen US-Staat Ohio will hoch hinaus: Als Junge baut er Modellflugzeuge, und bereits mit 17 Jahren macht er seinen Pilotenführerschein.

Armstrong wird Marine-Flieger. Damit führt ihn sein Weg, 1950 fast unvermeidlich, in den Koreakrieg. Er entgeht bei einem Tiefflug knapp dem Tod. Armstrong rettet sich per Schleudersitz. Kurze Zeit später verlässt er die US-Navy und studiert.

Die Fünfziger sind das Jahrzehnt der Beschleunigung. Die Luftfahrt-Industrie will mit bemannten Flugobjekten die Schallmauer durchbrechen. 1955 wird für das entsprechende Programm in Los Angeles, US-Staat Kalifornien, ein Testpilot gesucht, und Armstrong ist zur Stelle.

Schneller, höher, weiter: Der olympische Gedanke gilt damals für alle Lebensbereiche, auch für die Luftfahrt. Dem Düsentrieb folgt der Raketenschub. Befeuert wird der Traum vom Raum ausgerechnet durch den Kalten Krieg. 1957 schießen die Russen, die damals noch als Sowjets firmieren, einen Satelliten in zuvor noch unerreichbare Weiten. „Sputnik“ schockt Amerika – kurzzeitig.

Dann schlägt das Imperium zurück. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will nicht nur Gerät ins All schicken, sondern auch Menschen, am besten zum Mond, und Armstrong darf sich Hoffnung machen. Er gehört er zum inneren Zirkel der Piloten, die die Chance haben, ein Ticket ins All zu lösen.

Das Wettrennen zum Mond zwischen den USA und der Sowjetunion elektrisiert eine ganze Generation. Die Pop-Kultur der Sechziger zehrt davon. Frank Sinatra fordert: „Fly me to the moon“ – schieß mich zum Mond. Im Fernsehen hebt „Raumschiff Enterprise“ ab. Kino-Zuschauer erleben eine „Odyssee im Weltraum“. Die öffentliche Begeisterung verzeiht der Nasa astronomische Kosten und schwere Rückschläge, etwa die Apollo-1-Katastrophe, die Astronaut Gus Grissom das Leben kostet.

Ironie des Schicksals: Die Lücke, die Grissom hinterlässt, schließt Armstrong. Gleichwohl weiß er, wer der erste Mensch auf dem Mond ist, „das entscheidet ein glücklicher Umstand“.

Dabei sieht es im Mai 1968 so aus, als sei Armstrongs Traum vorbei, noch ehe er beginnt: Beim Training für die Mondlandung entgeht der Raumfahrt-Pionier knapp dem Tod, abermals.

Doch Armstrong lässt sich nicht abschrecken von der Mission, von der er sich, wie sich später herausstellt, zu Recht bleibenden Ruhm erhofft.

Tatsächlich schlägt Arm-strongs Stunde. Gemeinsam mit Buzz Aldrin und Michael Collins hebt er am 16. Juli 1969 von der US-Raketenbasis in Cape Canaveral ab, die damals noch Kap Kennedy heißt. Am frühen Morgen des 21. Juli gelingt dem Trio die erhoffte Sensation: Die Mondfähre „Eagle“ landet, und der Chef darf als Erster auf den wüstenartigen Erdtrabanten. Allerdings erinnert der Spaziergang keineswegs an das, was Pop-Star Michael Jackson später als „Moonwalk“ verkauft. Im Gegenteil: Die ersten Schritte von Armstrong & Co. wirken eher unbeholfen.

TV-Star über Nacht

Gerade deswegen werden sie über Nacht zu Fernsehstars: Die Mondlandung zählt, mit 600 Millionen Zuschauern weltweit, zu den meistgesehenen Ereignissen der Zeitgeschichte. Der Mondfahrer gerät zum Stern am Unterhaltungshimmel. Macht es ihn glücklich? Eben nicht. Als normaler Erdling zieht er sich jahrelang völlig zurück. Die Ehe mit Jugendliebe Janet Shearon scheitert. 1994 nimmt der längst pensionierte Astronaut einen neuen Anlauf zum Ehe-Glück, wie es heißt, ganz bodenständig.