Potsdam. Drei Jahre sind es am zweiten Weihnachtstag her, dass ein schwerer Tsunami im Indischen Ozean mehr als 220.000 Menschen das Leben kostete.

Noch immer wird daran gearbeitet, dass Einwohner und Touristen in den damals betroffenen Regionen für die Zukunft den größtmöglichen Schutz bekommen. Voraussichtlich kurz vor dem vierten Jahrestag der Katastrophe soll das unter Federführung deutscher Forscher vom GeoForschungszentrum Potsdam entworfene Tsunami-Frühwarnsystem GITEWS Ende 2008 komplett in Betrieb gehen. «Die Zahl der Opfer zu minimieren, das ist unsere Aufgabe», sagt Projektkoordinator Jörn Lauterjung.

Innerhalb von zehn Minuten nach einem zu einem Tsunami führenden Seebeben sollen nach Inbetriebnahme von GITEWS in Zukunft Warnungen an die örtlichen Verantwortlichen herausgegeben werden können. Dass schnelle Information tatsächlich zur Rettung von Leben nötig sind, zeigte der Tsunami 2004: Damals erreichte die Flutwelle in der indonesischen Provinz Banda Aceh schon 20 Minuten nach dem Seebeben die Küste, insgesamt starben in der am stärksten betroffenen Region 168.000 Menschen.

Das mit 45 Millionen Euro von der Bundesregierung finanzierte Frühwarnsystem arbeitet mit zwei Komponenten direkt im Meer. Zum Einen gibt es so genannte Seismometer, die Seebeben registrieren. Diese sind zum Teil schon installiert. Im September bestanden sie einen ersten Härtetest: Vier Minuten nach einem Seebeben der Stärke acht - beim Tsunami von 2004 war die Stärke 9,3 - konnten die indonesischen Behörde eine Tsunami-Warnung herausgeben.

Als zweite Komponente gibt es ein Netz aus im Indischen Ozean verankerten Bojen, die exakt messen, ob aus einem Seebeben tatsächlich stärkerer Seegang bis zu für einen Tsunami typischen Flutwellen entsteht. Das System ist dabei so ausgefeilt, dass es individuelle Prognosen zur Höhe der erwarteten Flutwelle für bestimmte Regionen wie etwa vorgelagerte Inseln erlaubt.

Das deutsche System verspricht in seiner Komplexität zuverlässiger zu sein als andere Frühwarnsysteme. Es beinhaltet als wesentlichen Teil für die Gefahreneinschätzung Computer-Simulationen. In Indonesien, wo es wegen der küstennahen Seebebengebiete nur eine kurze Vorwarnzeit gibt, wurden schon tausende verschiedene Szenarien zusammengestellt, die als Folge eines Tsunami denkbar sind. Durch die im Ozean gemessenen Daten kann dann aus dieser Menge rasch das passende Szenario ausgewählt werden. So wissen die Behörden etwa, wann eine Flutwelle die Küste erreichen wird. Durch die aus diesen Szenarien ermittelten Daten können auch entferntere Gebiete wie in Indien, Sri Lanka oder an der ostafrikanischen Küste vorgewarnt werden.

Ein neben den High-Tech-Komponenten ebenso wichtiger Teil des deutschen Frühwarnsystems ist die Schulung der einheimischen Bevölkerung in den richtigen Verhaltensweisen. Etwa, wie sie am veränderten Aussehen des Meeres einen Tsunami erkennen können und dass sie dann als Reaktion umgehend fliehen sollten. Sobald das System ab Anfang 2009 vollständig läuft, werden die deutschen Forscher noch zwei Jahre mit ihren indonesischen Kollegen zusammen das System betreiben. Danach wird es als Teil der deutschen Tsunami-Hilfe im Jahr 2010 vollständig an Indonesien übergeben. (afp)