Dresden. Angesichts der steigenden Zahl von Wölfen in Deutschland hat Sachsen erstmals ein detailliertes Regelwerk zum Umgang mit den geschützten Tieren erarbeitet.

Der europäische Wolf (Canis lupus). Bild: imago
Der europäische Wolf (Canis lupus). Bild: imago © imago stock&people

«Ziel ist ein weitgehend konfliktfreies Nebeneinander von Wolf und Mensch», sagte Landesumweltminister Frank Kupfer (CDU) am Mittwoch in Dresden bei der Vorstellung des «Wolfsmanagementplanes». Der Plan solle auch helfen, vorhandene Ängste in der Bevölkerung abzubauen. In Sachsen leben vergleichsweise viele Wölfe.

Kupfer sprach von einer Handlungsanweisung für Bürger und Behörden. In dem 45-seitigen Papier geht es unter anderem um Hinweise für Hundebesitzer oder Schafzüchter, um den Umgang mit verletzten oder auffälligen Wölfen, aber auch um eine Regulierung möglicher Schäden. Zudem soll es in Sachsen nun flächendeckend Ansprechpartner in den Landratsämtern geben.

Als letztes Mittel wird auch der Abschuss von sogenannten Problem-Wölfen nicht ausgeschlossen, die sich besonders auffällig und aggressiv verhalten und sich beispielsweise mehrfach Menschen genähert oder Hunde gezielt als Beute getötet haben. Kupfer betonte, erlaubt sei der Abschuss allerdings nur Polizisten und von der Polizei beauftragten Jägern bei Gefahr im Verzuge.

Naturschützer begrüßen Initiative

Hintergrund der Initiative sind auch Ängste in Teilen der Bevölkerung. In Sachsen waren in der Vergangenheit mehrfach Schafe von Wölfen gerissen worden. Der Minister sprach von einem Wolf-Nutztier-Problem. «Nach allen Erkenntnissen, die wir haben, sind Menschen aber vor dem Wolf sicher.» Die Menschen müssten nach langer Abwesenheit des Wolfes jedoch erst wieder lernen, sich auf den Wolf einzustellen. Dazu gehöre auch ein guter Schutz von Nutztieren.

Kupfer verwies auch darauf, dass Wölfe im Vergleich etwa zu Kormoranen bislang nur einen geringen Schaden verursachten. Nach den Angaben rissen Wölfe in Sachsen im vorigen Jahr rund 60 Schafe und richteten damit einen Schaden von rund 4.000 Euro an. Den durch die Vögel im selben Zeitraum angerichteten Schaden für Fischzüchter bezifferte er mit 185.000 Euro.

An der Erarbeitung des Papieres waren insgesamt 50 Verbände, Bürgerinitiativen, Behörden und Institutionen beteiligt. Nach Ministeriumsangaben lehnte lediglich eine Bürgerinitiative in der Lausitz den Wolfsmanagementplan kategorisch ab. Sie wollte erreichen, dass Wölfe bereits beschossen werden dürfen, wenn sie sich dem Ort nur nähern. Naturschutzverbände begrüßten dagegen das Papier. Der Wolfs-Schutz in Deutschland habe damit eine entscheidende Hürde genommen, erklärte die Umweltstiftung WWF Deutschland.

Im Jahr 2000 waren in der sächsischen Lausitz nahe der Grenze zu Polen erstmals wieder frei lebende Wölfe in Deutschland geboren worden. Inzwischen leben dort nach offiziellen Angaben rund 45 Tiere in fünf Rudeln. Es ist damit das größte Vorkommen in Deutschland. Bekannt sind daneben jeweils zwei Wölfe in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sowie einer in Hessen.