Essen/Köln. .

Das Geschäft mit der Partnervermittlung im Internet wächst weiter. Auch zu Lasten klassischer Vermittler. Denn die persönliche Beratung kostet einiges.

Simone Janssens Geschäft ist die große Liebe. Die Kölnerin vermittelt Singles auf der Suche nach einem Partner. Janssen verdient damit ihren Lebensunterhalt. Doch das Geschäft ist schwieriger geworden. Denn das Gros der Deutschen sucht sein Heil im Internet. Laut einer Studie besuchten im Januar 7,5 Millionen Deutsche mindestens einmal die Seiten von Online-Dating-Anbietern und Online-Partnervermittlungen – Tendenz steigend.

Gedeckte Farben, bequeme Ledersofas, eine Tasse Kaffee. „Unsere Stärke ist das persönliche Gespräch“, sagt Simone Janssen. Die 47-Jährige ist Inhaberin der Partnervermittlungs-Agentur „Wir 2“. Janssen spricht langsam und mit warmer Stimme. „Männer stehen auf natürliche Frauen.“ Und: „Der Doktorandin kann ich nicht den Fließbandarbeiter vorstellen.“ Janssen blickt auf 18 Jahre Berufserfahrung. Wer zu ihr kommt, hat trotz einiger Enttäuschungen immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben, den richtigen Partner zu finden.

2500 bis 3000 Euro Vermittlungsgebühr

Der Service der Kölnerin ist nicht ganz billig. 2500 bis 3000 Euro – manchmal auch mehr – werden fällig, wenn Janssen den Richtigen finden soll. Und alles per Vorkasse. „Das machen alle in der Branche so. Wir können unser Honorar nicht einklagen“, sagt Janssen. Das Gesetz will es so.

Erfolgsgarantie? „Kann ich nicht geben.“ Dankesschreiben auf ihrer Internetseite aber sprechen eine deutliche Sprache. „Wenn es geklappt hat, erfahren wir das.“ Blumen, ein netter Brief. „Das freut uns natürlich sehr.“ Doch das Geschäft ist härter geworden. „Viele Neugründungen halten nicht länger als ein Jahr durch“, sagt Janssen. Schuld daran ist auch das Internet.

Seit zehn Jahren boomt das Geschäft mit der Ware Liebe im Netz. Allein im deutschen Raum gibt es etwa 4000 Internet-Singletreffs und -Partnervermittlungen. Und Henning Wiechers versucht den Überblick zu behalten. Der ehemalige Handball-Profi gründete vor acht Jahren das Portal singleboersen-vergleich.de. Mittlerweile verdient der 36-Jährige damit seinen Lebensunterhalt. 180 Millionen Euro, so schätzt Wiechers, setzte die Branche im vergangenen Jahr im Netz um. Der Kampf um Marktanteile werde mit harten Bandagen geführt, sagt der Wirtschaftsinformatiker. „Wer am meisten für Werbung ausgibt, hat die Nase vorn.“

Dem Internet sei allerdings gelungen, was vorher so nicht möglich gewesen wäre. „Sie finden für jede Neigung und Vorliebe eine Partnerbörse.“ Partner mit Kind oder Hund, Veganer-Vermittlung, Hartz-IV-Kontaktbörse, Menschen mit Behinderung. „Wenn Sie früher als Rollstuhlfahrer nach Gleichgesinnten gesucht haben, blieb ihnen nur die Möglichkeit, dem Rollstuhl-Basketball-Verein beizutreten.“ Das Internet habe Kontakte deutlich vereinfacht.

Trends? „Angebote mit regionalem Fokus gehen besonders gut“, sagt Wiechers. Und mobile Angebote für das schnelle Date. „Das Handy verrät ihnen, wo der nächste Single sich befindet und ob er Lust hat, sich spontan zu treffen.“ Ein Angebot, das vor allem bei Schwulen boome.

Gucken ist kostenlos

Die meisten Deutschen sind allerdings bei den Großen der Branche angemeldet. Wie Parship. Kostenlose Anmeldung, feste Monatsbeiträge, umfangreicher Persönlichkeitstest. Gucken ist kostenlos. „Erst wenn Sie in Kontakt treten wollen, müssen sie sich für ein Preismodell entscheiden“, sagt Tanja Knott von Parship. Zehn Millionen registrierte Nutzer hat die Partnervermittlung im Netz. Wie viele davon auch zahlen, möchte Knott nicht verraten. „Karteileichen werden aber aussortiert.“ Der typische Parship-Kunde entscheidet sich für ein Halbjahres-Abo. Dafür werden 240 Euro fällig. Geld, das laut Knott gut angelegt ist. „Sie bekommen nur Partnervorschläge zugeschickt, die zu Ihrem Persönlichkeitsprofil passen.“ Wer lüge, sei selber Schuld. „Spätestens beim ersten Date fliegt auf, ob sie geflunkert haben.“

Auch ein Grund, warum Simone Janssen die Partnervermittlung im Internet für unseriös hält. „Da wird doch gelogen, was das Zeug hält.“ Doch habe das auch etwas Gutes, sagt Janssen. „Diejenigen, die im Netz enttäuscht wurden, kommen zu uns.“