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Gleichberechtigt die Karrierewünsche umzusetzen, kann bereits für junge Paare zur Belastungsprobe werden. Warum eine Fernbeziehung manchmal helfen kann, ein Lebensvertrag aber so gut wie nie.

Nach der Ausbildung wollen die meisten Leute beruflich durchstarten. Schon junge Paare geraten in dieser Phase häufig in Konflikte, da sich die jeweiligen Karrierewünsche der Partner nur schwer miteinander vereinbaren lassen. «Paare müssen heutzutage versuchen, ihre Karriereerwartungen gleichberechtigt zu erfüllen», sagt Ulrich Giesekus, Psychologe aus Freudenstadt. Das Problem sei für viele, dass ihre Eltern ihnen noch eine klassische Rollenverteilung vorgelebt hätten, in der die Frau ihre Karriere der des Mannes unterordnete.

«Viele geraten daher in einen Zwiespalt. Sie haben zwar die Vorstellung der völligen Gleichberechtigung, aber emotional hängen sie noch im Lebensstil ihrer Elterngeneration fest», erklärt Giesekus. Frauen fühlten sich für ihren Karrierewunsch immer noch häufig schuldig, während Männer sich insgeheim verraten fühlten, wenn ihre Partnerin auf ihre berufliche Entwicklung poche.

Viele Paare versuchten, dem Dilemma mit einem Lebensvertrag zu entkommen. «Da wird dann vereinbart, dass zehn Jahre lang der eine Karriere macht, danach ist der andere dran.» Dieses Konzept funktioniere allerdings meistens nicht, da es dem Berufstätigen in der Praxis schwer falle, eine zehn Jahre lang hart erarbeitete Karriere einfach so aufzugeben.

Daher müsse das Paar Kompromisse finden, durch die beide ihre Karrierewünsche gleichzeitig erfüllen könnten. «Wichtig ist dabei, dass immer beide Partner Abstriche machen», sagt Giesekus. Manchmal sei auch eine Zeit lang eine Fernbeziehung notwendig, damit die berufliche Weiterentwicklung auf beiden Seiten weitergehen könne. Giesekus ermutigt Paare, diesen Schritt zu wagen. «An einer Distanz auf Zeit kann eine Beziehung wachsen. Es ist eine gute Gelegenheit, noch einmal zu prüfen, wie verbindlich die Partnerschaft wirklich ist.» (ddp)