Aying. .
Der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft Philipp Lahm heiratete in einer bayerischen Barockkirche Claudia Schattenberg. Unter den 100 Gästen war niemand aus der Fußball-Promi-Etage.
Philipp Lahm ist zweifellos ein Star, das lässt sich schon an der Zahl der Fotografen erkennen, die gestern in Aying aufliefen, um bei über 30 Grad jeden Schritt zu beobachten, den der – derzeitige – Mannschaftskapitän der deutschen Nationalelf tat. Es waren – gemessen an den Schritten in den letzten vier Wochen – sehr wenige. Aber es waren die entscheidenden zum privaten Glück.
Der Kontrast könnte größer nicht sein: Nach den harten Bandagen in Südafrika folgt für den 26-jährigen quirligen Abwehrspieler nun das schöne Eheleben, für das ihm seine bei der WM noch mal gewachsene Fangemeinde natürlich nur Gutes wünscht. Sieger werden schließlich geliebt, die Öffentlichkeit will wenigstens einmal durchs private Schlüsselloch schauen dürfen, will wissen, wen sich der Fußballstar geangelt hat.
Stellvertretend für Lahm und seine auserwählte Claudia zerbrechen sich viele Reporter schon seit Tagen den Kopf, was um die Hochzeit herum so alles passieren könnte, zumal Lahm wenig preisgab. Er wolle ein privates, intimes Fest, verriet er bloß.
Es flossen Tränen
der Freude
So wurde der evangelische Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler, der das Paar traute, von Reportern befragt. Schießler zog auch prompt einen Vergleich zwischen Ehe und Fußball: „Die Ehe ist schließlich auch ein Mannschaftssport“. Nur dass dabei „der liebe Gott“ die Aufstellung vornimmt.
Gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Claudia Schattenberg ging der evangelisch getaufte Lahm also gestern Vormittag wie geplant in Aying vor den Standesbeamten. Es erklang zweimal ein lautes „Ja“, und es flossen ein paar Tränen der Freude. Vor dem Rathaus winkten Neugierige und schwenkten Deutschlandfahnen.
Ohne dieses Aufgebot an Fotografen und Schaulustigen wäre es eine stinknormale Hochzeit von zwei bodenständigen, sich liebenden Menschen gewesen. Nach dem Besuch beim Standesamt bestieg das frisch getraute Paar eine Kutsche. Auf dem Land gehört das fast automatisch dazu. Philipp und Claudia ließen sich zum Mittagessen in den Brauereigasthof chauffieren, wo 100 Gäste warteten, Verwandte und enge Freunde, niemand aus der Fußball-Promi-Etage.
In der dörflichen Idylle von Kleinhelfendorf, einem Ortsteil der 4700 Einwohnergemeinde Aying, südöstlich von München gelegen, fand dann am Nachmittag die kirchliche Trauung statt.
St. Emmeran ist eine kleine Barockkirche mit romanischen Wurzeln, von der die wenigsten wissen, dass sie an der alten Römerstraße Via Julia liegt. Schießler meinte, das Paar habe sich die Kirche ausgesucht, weil sie so ganz in das romantische Bild einer bayerischen Traumhochzeit passe.
Wer liebt,
ist glücklich
Ein wenig aufregend war der Tag selbst für den publikumsverwöhnten Bräutigam schon. „Das gehört auch dazu“, so Schießler. Bei den Vorbesprechungen zur Hochzeit habe er das Paar als ausgesprochen bodenständig erlebt. Claudia, die Auserwählte, ist eine Industriekauffrau katholischen Glaubens.
Mit Kapitel 13 aus dem Korintherbrief, dem Hohelied der Liebe, wollte Schießler den Fußballer und seine Partnerin in die Ehe geleiten und Hermann Hesse zitieren: „Wer liebt, ist glücklich.“