Madrid. .

Ein schweres Zugunglück erschüttert Spanien: Eine Jugendgruppe hat die Gleise überquert und ist dabei von einer heranrasenden Bahn erfasst worden. 12 Menschen kamen ums Leben, 13 wurden verletzt.

Es sollte eine Abkürzung zur Strandparty sein, doch für zwölf Jugendliche war es der Weg in den Tod: Am Mittwochabend raste ein Schnellzug im nordostspanischen Bahnhof Castelldefels in eine Gruppe junger Menschen, die statt durch eine Unterführung über die Gleise zu einer Mittsommernachtsparty am Strand gelangen wollten. Sie waren gerade mit einem Regionalzug in dem Ort bei Barcelona eingetroffen.

Augenzeugen berichteten am Donnerstag, rund 30 Personen hätten den direkten Weg über die Gleise genommen. Sie wurden in Sekundenbruchteilen von dem Schnellzug erfasst, der nicht in Castelldefels halten musste und mit hoher Geschwindigkeit durch den Bahnhof fuhr. Zwölf Jugendliche kamen nach Behördenangaben ums Leben, 14 wurden verletzt. Die spanische Zeitung „El Pais“ berichtete, bis auf eine 45-jährige Frau seien alle Opfer zwischen 17 und 26 Jahre alt.

Euphorie schlug in Schmerzensschreie um

Macelo Cardona, ein Bolivianer um die 30, beschrieb die Ereignisse als Inferno. Die jungen Leute seien „in einer Welle“ über die Gleise gegangen. Er habe sich zurückgehalten und auf dem Bahnsteig gewartet. „Die Euphorie im Zug vorher schlug sofort in Schmerzensschreie um. Die Leute schrien „meine Tochter, meine Schwester““ sagte Cardona. Er habe „verstümmelte Menschen gesehen, überall Blut, Blut auf dem Bahnsteig“.

Cardonas Schwester Candy sagte, sie höre immer noch den schrillen Klang des Signalhorns, mit dem der Lokführer des Schnellzugs die Menge warnen wollte. „Es war furchtbar, ich kann diesen Ton nicht aus meinem Kopf bekommen.“ Felipe Elmaji, ein 29-jähriger Marokkaner, sagte, er habe dumpfe Schläge gehört, als Menschen von dem Zug erfasst wurden.

Einige Verletzte befinden sich in kritischem Zustand

Der Bürgermeister von Castelldefels, Joan Sau, sagte: „Wenn die Unterführung benutzt worden wäre, würden wir wahrscheinlich jetzt nicht über diese Tragödie sprechen.“

Die Strandparty gehörte zu den Feiern der „Noche de San Juan“, einer Sonnenwendfeier zum Johannestag. „Gestern Nacht, hat die Noche de San Juan, normalerweise ein Nacht des Feierns in Katalonien, eine tragische Wende genommen“, sagte der katalonische Regionalpräsident Jose Montilla bei einem Besuch des Unglücksbahnhofs. Er rief einen Tag der Trauer aus; vor dem Rathaus von Castelldefels wurden die fahnen auf halbmast gesetzt.

Ein Sprecher der katalonischen Zivilschutzbehörde, Nacho Solano, sagte, drei der 14 Verletzten seien in kritischem Zustand. Es war der schwerste Zugunfall in Spanien seit sieben Jahren: 2003 kamen 19 Menschen beim Zusammenstoß eines Personenzugs mit einem Güterzug ums Leben. (apn)