Hamburg/ Berlin. .

Die Ausschreitungen im Hamburger Schanzenviertel waren nach Angaben der Innenbehörde am Wochenende sehr viel härter, als erwartet: 28 Polizisten und ein Feuerwehrmann wurden verletzt. In Berlin verliefen die traditionellen Mai-Krawalle dagegen gebremster als im Vorjahr.

Bei den schweren Krawallen in Hamburg seien zwischen dem 30. April und dem 2. Mai 13 Geschäfte zum Teil schwer beschädigt und Fahrzeuge in Brand gesteckt worden, erklärte Innensenator Christoph Ahlhaus am Sonntag in Hamburg. Überwiegend hätten gewaltorientierte Jugendliche randaliert.

Vorwürfe, es seien in der Hansestadt zu wenige Polizisten im Einsatz gewesen, wies Ahlhaus zurück. Die Bereitschaftspolizeien der Bundesländer seien am Wochenende dorthin gesendet worden, wo sie am dringendsten gebraucht wurden, erklärte der CDU-Politiker. In Hamburg waren 1.200 Polizisten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und der Bundespolizei im Einsatz, in Berlin waren es dagegen rund 7.000 Beamte aus dem ganzen Bundesgebiet.

Falsche Prognosen

Ahlhaus betonte, die Polizei habe die Lage stets unter Kontrolle gehabt. Er räumte aber auch ein, entgegen der Prognose der Sicherheitsbehörden hätten sich die Auseinandersetzungen diesmal nicht in Grenzen gehalten. Ahlhaus, der der auch amtierender Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist, verurteilte die Ausschreitungen: „Es ist nicht hinnehmbar, dass auch in diesem Jahr der Tag der Arbeit einmal mehr von skrupellosen Straftätern für ihre zügellosen Gewaltausbrüche und sinnlosen Angriffe auf Polizeibeamte und andere Rettungskräfte als Bühne missbraucht wurde.“ Die Ereignisse seien durch nichts zu rechtfertigen und erfüllten ihn „mit Abscheu“, erklärte Ahlhaus.

Ahlhaus forderte härtere Strafen für Angriffe auf Polizisten und kündigte an, dies auf Frühjahrstagung der Innenminister Ende des Monats zum Thema zu machen: „Wer mit Eisenstangen, Wurfgeschossen, Steinen und Flaschen auf Einsatzkräfte losgeht, gehört weggeschlossen.“

Strategie der „ausgestreckten Hand“

Bei den Mai-Krawallen in Berlin sind nach ersten Feststellungen 98 Polizisten verletzt worden, einer davon schwer. Die Einsatzkräfte nahmen am Samstag und in der Nacht zu Sonntag bei den verschiedenen Veranstaltungen und Demonstrationen 487 Personen fest, wie Innensenator Ehrhart Körting (SPD) berichtete. Sowohl bei der Neonazi-Demonstration als auch beim Protestmarsch linksextremistischer Gruppen habe die Polizei ihre Aufgabe sehr gut gemeistert.

Nachdem die Mai-Krawalle zwischenzeitlich abgeflaut waren, hatte es im vergangenen Jahr wieder schlimmere Ausschreitungen gegeben. Laut Polizei wurden 470 Beamte verletzt, so viele wie noch nie. Seit 1987 kommt es in Berlin rund um den 1. Mai regelmäßig zu Gewaltausbrüchen.

Der Polizeipräsident führte den Rückgang der Gewalt in diesem Jahr auf die Polizei-Strategie der „ausgestreckten Hand“ zurück: Zum einen setzten die Beamten auf Deeskalation, konnten aber auch schnell eingreifen. Zudem seien rund 1.000 Beamte mehr als im Vorjahr eingesetzt worden. Insgesamt waren am Maiwochenende 7.370 Beamte im Einsatz.

Am Samstagabend hatten die Ausschreitungen nach einer Demonstration linksextremistischer Gruppen mit rund 10.000 Teilnehmern in Kreuzberg begonnen. Aus dem sogenannten Schwarzen Block mit rund 600 größtenteils vermummten Randalierern flogen zahlreiche Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Polizisten.

Die Randalierer setzten Mülltonnen in Brand, Barrikaden wurden angezündet und Polizeiwagen beworfen. Die Polizei reagierte jedoch schneller als im Vorjahr, trieb die Randalierer auseinander, setzte Pfefferspray und auch Schlagstöcke ein, griff gezielt einzelne Randalierer aus der Menge. Gegen 22.30 Uhr ließ die Polizei drei Wasserwerfer auffahren, die sie allerdings nicht einsetzte. Gegen Mitternacht und damit deutlich früher als in den Vorjahren hatte sich die Lage beruhigt. Zuvor war ein Neonazi-Aufmarsch und die Gegendemonstration friedlich zu Ende gegangen. (afp/ddp)