Den Haag. .

Fünf somalische Piraten sind am Donnerstag von einem Gericht in Rotterdam zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Es ist der erste Prozess gegen Piraten vor einem europäischen Gericht.

Im ersten Piratenprozess in Europa hat ein Gericht im niederländischen Rotterdam fünf somalische Angeklagte zu fünf Jahren Haft verurteilt. „Piraterie ist strafbar“, sagte der Vorsitzende Richter Jan Willem Klein Wolterink am Donnerstag zur Urteilsbegründung. „Die Angeklagten wollten ein Schiff entführen“, es sei ein „Glück, dass niemand getötet oder verletzt wurde.“ Piraterie sei eine „ernsthafte Bedrohung“ der freien Schifffahrt. Die fehlende Sicherheit im Golf von Aden habe zudem weltweit wirtschaftliche Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre Haft gefordert.

Die fünf Somalier im Alter zwischen 25 und 45 Jahren hatten am 2. Januar im Golf von Aden einen unter der Flagge der niederländischen Antillen fahrenden türkischen Frachter angegriffen. Sie wurden von einem dänischen Kriegsschiff der im Golf patrouillierenden Anti-Piraten-Mission „Atalanta“ der EU aufgegriffen und den niederländischen Behörden übergeben. Seit Februar 2009 saßen sie in Untersuchungshaft.

Zwei der Angeklagten haben gestanden

Verteidiger Reinier Feiner kündigte Berufung an. Das Urteil sei „sehr hart“, die fünf Männer seien nicht einmal Mitglieder einer organisierten Bande gewesen, sagte er. Einer der Angeklagte rief bei der Urteilsverkündung: „Die Niederlande mögen Muslime nicht, das ist bekannt.“ Die fünf Männer hatten zu Prozessbeginn alle Vorwürfe zurückgewiesen. Später gaben jedoch zwei von ihnen zu, die Entführung des Schiffes geplant zu haben.

In der vergangenen Woche hatten die niederländischen Behörde in einem anderen Fall zehn mutmaßliche somalische Piraten an Deutschland ausgeliefert. Sie waren im April rund 900 Kilometer vor der Küste Somalias von niederländischen Marinesoldaten an Bord des unter deutscher Flagge fahrenden Frachters „MS Taipan“ festgenommen worden. Die Hamburger Staatsanwaltschaft bereitet derzeit die Anklage vor und rechnet nach Angaben eines Sprechers damit, dass es „im Spätsommer oder Frühherbst“ zur offiziellen Anklageerhebung kommen wird. Den Männern wird ein Angriff auf den Luft- und Seeverkehr sowie versuchter erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. (afp)