New Orleans. .
Wieder Probleme beim Einsatz gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: Ein Blitzeinschlag auf einem Schiff hat am Dienstag das Öl-Abpumpen zum Erliegen gebracht. Der Einsatz solle bald wieder aufgenommen werden, hieß es.
Ein Blitzschlag auf einem Spezialschiff im Golf von Mexiko hat das Abpumpen von Öl aus dem defekten Bohrloch am Meeresgrund am Dienstag vorübergehend gestoppt. Der Blitz habe ein kleines Feuer an Bord des Ölschiffs „Discovery Enterprise“ ausgelöst, teilte der Ölkonzern BP mit. Der Brand sei aber rasch gelöscht worden, Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Alle Sicherheitssysteme hätten wie vorgesehen funktioniert, hieß es. Der Pump-Einsatz sollte noch im Laufe des Nachmittags (Ortszeit) fortgesetzt werden.
Die „Discovery Enterprise“ nimmt das Öl auf, das über einen mehr als anderthalb Kilometer langen Schlauch von dem defekten Bohrloch abgesaugt wird. Derzeit werden etwa 15.000 Barrel Öl pro Tag abgepumpt. Das ist etwa die Hälfte der geschätzten Menge, die jeden Tag aus dem Loch strömt. BP will die Absaugmenge in den kommenden Wochen deutlich erhöhen.
„Das ist ein Angriff auf unsere Küsten“
US-Präsident Barack Obama will die von der Ölpest bedrohten Ökosysteme im Golf von Mexiko für die künftigen Generationen retten. „Das ist ein Angriff auf unsere Küsten, und wir werden mit allen Mitteln kämpfen“, sagte Obama am Dienstag in einer Rede in Pensacola. Das Weiße Haus kündigte an, die Entschädigung von Leidtragenden der Ölpest aus der Verantwortung des Ölkonzerns BP an eine unabhängige Behörde zu übertragen.
Seine Regierung werde alles tun, um den typischen Lebensstil am Golf „für unsere Kinder und unsere Enkel und unsere Urenkel“ zu erhalten, sagte Obama bei einem Besuch der Region. Das Weiße Haus kündigte die Berufung eines Sonderbeauftragten an, der die ökologische Wiederherstellung nach der Ölpest koordinieren soll. Hauptaufgabe des von US-Medien als „Küsten-Zar“ titulierten Beauftragten werde es sein, Artenvielfalt und „natürliche Schönheit“ wiederherzustellen, sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs auf ABC.
Um die Entschädigung von Leidtragenden der Ölpest am Golf zu beschleunigen, will die Regierung dem BP-Konzern das Prüfungs- und Zuteilungsverfahren abnehmen. Dies sei der „beste Weg“, um eine effiziente Vergabe der Mittel zu erreichen, für die BP aufkommen muss, sagte Gibbs im Sender CBS. Zuletzt hatten sich die Klagen von Anwohnern der Golfküste gehäuft, dass die Entschädigungen nur sehr zögerlich flössen.
Fernsehansprache von Obama
Viele Menschen etwa in der Fischerei oder im Fremdenverkehr haben durch die Ölkatastrophe ihr Einkommen verloren. BP hatte angekündigt, alle „legitimen Forderungen“ erfüllen zu wollen. Details dazu wurden in der Fernsehansprache erwartet, die Obama um 20.00 Uhr (Ortszeit; Mittwoch 02.00 Uhr MESZ) live an die Nation richten wollte. Entschädigungsfragen sollten auch Thema bei Obamas Treffen mit der BP-Führung am Mittwoch im Weißen Haus sein.
Der USA-Chef von BP, Lamar McKay, wollte sich am Dienstag bei einer Anhörung vor dem US-Kongress noch nicht konkret über neue Entschädigungsmodelle - etwa die Einrichtung eines milliardenschweren Fonds - äußern. Im Namen des Konzerns entschuldigte er sich vor den Abgeordneten des Energieausschusses für die Ölpest.
In der Anhörung warfen die Chefs mehrerer großer Ölkonzerne dem Mitbewerber BP schwerwiegende Versäumnisse vor. Chevron-Chef John Watson bezeichnete die Havarie der Förderplattform „Deepwater Horizon“ und die nachfolgende Ölpest als „vermeidbare Tragödie“. Auch ExxonMobil-Chef Rex Tillerson beklagte „eine dramatische Abkehr von den Branchen-Normen bei der Tiefseebohrung“.
Zur Eröffnung der Anhörung hatten Abgeordnete scharfe Kritik an den Notfallplänen der Konzerne für den Fall einer katastrophalen Ölpest geübt. Eine Untersuchung der eingereichten Unterlagen habe ergeben, dass die Pläne veraltet und teilweise unbrauchbar seien, sagte der Ausschussvorsitzende Ed Markey. (afp)