Port-au-Prince.

Die Zahl der bei dem verheerenden Erdbeben in Haiti vor gut drei Wochen gestorbenen Menschen ist auf mehr als 200.000 gestiegen. Das gab Regierungschef Jean-Max Bellerive am Mittwoch in Port-au-Prince bekannt. Damit korrigierte er die bislang offizielle Zahl von 170. 000 Toten deutlich.

Dreieinhalb Wochen nach dem schweren Erdbeben auf Haiti scheinen sich die ersten Befürchtungen zu den Todesopfern zu bestätigen: Wie Haitis Regierungschef Jean-Max Bellerive am Mittwoch verkündete, sei die Zahl der Toten inzwischen auf über 200.0000 gestiegen. Etwa 4000 Erdbeben-Opfer verloren durch das Unglück einen Arm oder ein Bein oder mussten amputiert werden.

Staatsanwaltschaft entscheidet über Anklage von US-Baptisten

Unterdessen will die haitianische Staatsanwaltschaft am Donnerstag entscheiden, ob sie gegen zehn US-Bürger Anklage wegen Kindesentführung erhebt. Sie hatten versucht, haitianische Kinder über die Grenze in die Dominikanische Republik zu bringen, angeblich um sie dort in einem Kinderheim unterzubringen. Die Akten lägen vor und es sei nun an der Staatsanwaltschaft von Port-au-Prince zu entscheiden, wie es in dem Fall weitergehe, sagte Ermittlungsrichter Isai Pierre-Louis am Mittwoch. Die öffentlichen Anhörungen der Verdächtigen sollten um 10 Uhr Ortszeit beginnen.

US-Außenministerin Hillary Clinton sprach von einer „unglücklichen“ Angelegenheit. Die haitianischen Behörden hätten zum Wohle der Kinder gehandelt, die ohne gültige Dokumente außer Landes gebracht werden sollten. Ungeachtet der Beweggründe der US-Bürger sei es bedauerlich, dass die Gruppe in diese Sache verwickelt sei, sagte Clinton. Die US-Regierung rede mit den haitianischen Behörden darüber, welche Maßnahmen angemessen seien.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um eine Gruppe von US-Baptisten, die 33 haitianische Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und 14 Jahren ohne Genehmigung außer Landes bringen wollten. Sie wurden am Freitag an der Grenze zur Dominikanischen Republik festgenommen. Die Baptisten der US-Organisation New Life Children“s Refuge betonten die guten Absichten ihrer Mitglieder.

Schweizer Gericht lehnt Millionen-Hilfe von Ex-Diktator-Konto für Haiti ab

Hatte sich als Retter Haitis ins Gespräch gebracht: Ex-Diktator Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier.
Hatte sich als Retter Haitis ins Gespräch gebracht: Ex-Diktator Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier. © AP

Die auf einem Schweizer Bankkonto blockierten 4,6 Millionen Dollar des Clans um den ehemaligen Diktator Jean-Claude «Baby Doc» Duvalier werden vorerst nicht an Haiti ausbezahlt. Das Schweizer Bundesgericht erklärte zur Begründung, die Duvalier vorgeworfenen Taten seien nach schweizerischem Recht verjährt. Das Geld könnte damit an die Familie des früheren Diktators gehen. Die Schweizer Regierung kündigte am Mittwoch einen Gesetzentwurf an, um die Auszahlung der Millionen zu verhindern.

Die am Mittwoch veröffentlichte Entscheidung des Bundesgerichts erging einen Tag vor der Erdbebenkatastrophe in Haiti am 12. Januar. Vor rund einem Jahr hatte das Schweizer Justizministerium entschieden, dem bettelarmen Land Rechtshilfe zu leisten und das Geld herauszugeben. Das Bundesstrafgericht stimmte dem im vergangenen August zu und erklärte, durch die systematische Veruntreuung öffentlicher Gelder hätten sich die Mitglieder des Duvalier-Clans bereichert. Die 4,6 Millionen Dollar sollten Hilfsorganisationen in Haiti zugutekommen.

Das Bundesgericht entschied dagegen, die von Haiti erbetene Rechtshilfe richte sich nach schweizerischem Recht; das blockierte Geld gehört dem Urteil zufolge der Familie Duvalier. Das Schweizer Außenministerium kündigte daraufhin ein Gesetz an, um die Vermögenswerte zu beschlagnahmen.Dem Duvalier-Clan wird vorgeworfen, dem haitischen Volk zwischen 1971 und 1986 rund 900 Millionen US-Dollar gestohlen zu haben. Die Schweiz blockierte daraufhin die in der Schweiz liegenden Vermögenswerte. Mangels eines Strafverfahrens gegen den Ex-Diktator wurden bereits 1991 und 2002 zwei Gesuche um Herausgabe des Geldes abgewiesen. (apn/afp)