Frankfurt/Dortmund. .

Ende einer Zugreise: Die Polizei hat am Samstag am Frankfurter Flughafen einen völlig überfüllten Zug teilweise räumen müssen. Er war auf dem Weg von München nach Dortmund. Dass der Zug überfüllt war, lag allerdings keineswegs an den Passagieren: Die Bahn hatte ihn nur in halber Länge eingesetzt.

Wieder einmal mussten Fahrgäste der Bahn viel Geduld haben. Der Intercity Express war auf dem Weg von München nach Dortmund, als er gegen 13 Uhr am Frankfurter Flughafen Halt machte. „Dann gab es eine Durchsage“, erinnert sich Anette Kiefer, die mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern in dem Zug saß: „Der Zug bestehe heute nur aus einer statt zwei Hälften und sei deshalb viel zu voll. Es sollten Leute aussteigen, weil man sonst nicht die Hochgeschwindigkeitsstrecke fahren könne.“

Offenbar verließen nicht genügend Fahrgäste den Zug, denn es folgte eine zweite Durchsage: Der Zug könne wegen Überfüllung nun gar nicht mehr fahren, bis ausreichend Passagiere ihn verlassen hätten. „Ein paar Menschen stiegen aus, dann war plötzlich Polizei auf dem Bahnsteig“, berichtet Kiefer. Ihr Mann sah kurz darauf, wie die Beamten die Reisenden, die sich auch auf dem Gang drängten, aufforderten, den Zug zu verlassen. Daraufhin habe der ICE seine Fahrt schließlich fortgesetzt. „Wir hatten Glück“, erinnert sich Kiefer, „wir saßen zu zwölft im Kinderabteil - das für sechs Leute gedacht ist - und wurden deshalb nicht von der Polizei angesprochen.“

Ein Sprecher der Bundespolizei, der in Kontakt mit seinen Kollegen vom Flughafen steht, machte gegenüber DerWesten widersprüchliche Angaben: Die Polizei habe die Wogen glätten können, so dass keine Reisenden den Zug verlassen mussten, erklärte er. Bei der Bahn klingt das schon ganz anders: „Es ist so, dass dieser IC, der sonst aus zwei Teilen besteht, heute nur aus einem Teil bestanden hat,“ sagte ein Bahnsprecher aus Frankfurt und bestätigte damit den Vorfall. Zudem seien in Frankfurt sehr viele Menschen hinzugestiegen.

Bahnsprecher kann kürzeren Zug nicht erklären

Das Zugpersonal habe die Bahnpolizei einschalten müssen, weil die Fahrgäste den Anordnungen des Personals nicht nachgekommen seien. „Mit Hilfe der Polizei haben wir dann die Fluchtwege und Ausgänge wieder frei bekommen.“ Der ICE habe am Frankfurter Flughafen 17 Minuten länger Halt gemacht, als es der Fahrplan vorsehe. Warum dieser Zug kürzer war als gewöhnlich, konnte der Sprecher nicht sagen.

Vor gut zwei Wochen hatte es Medienberichten zufolge bereits einen ähnlichen Vorfall gegeben. Die Wirtschaftswoche berichtet, Fahrgäste des ICE 104 von Frankfurt Flughafen nach Köln hätten am 14. Januar folgende Durchsage gehört: „Dieser Zug ist überfüllt und kann so nicht abfahren. Der nächste Zug folgt in wenigen Minuten. Sofern nicht genügend Passagiere aussteigen, muss ich den Zug räumen lassen. Die Bahnpolizei ist informiert.“ Diese soll wenige Minuten später auch gekommen sein und die Gäste aufgefordert haben, den Zug zu verlassen. Der Grund für das Chaos: Zug 104 war nur mit halb so vielen Waggons unterwegs wie geplant. Dieselbe Ausgangslage also wie im aktuellen Fall

Für Passagierin Anette Kiefer ist klar, wer den Ärger und die Unannehmlichkeiten für die Reisenden zu verantworten hat: „Natürlich muss die Polizei für Sicherheit sorgen“, sagte sie kurz nach ihrer verspäteten Ankunft am Reiseziel. „Aber dass die Bahn einen Zug nur mit halber Länge fahren und es ohne Ersatz so weit kommen lässt, das ist schon eine ziemliche Frechheit.“