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Ein Stück Magie halte er da in Händen, sagte Apple-Chef Steve Jobs bei der Präsentation des iPads. Doch was genau ist so neu, so bahnbrechend an diesem Gerät? Erste Kritiker behaupten, das iPad könne nicht mehr als gewöhnliche Laptops oder Netbooks. Doch sie täuschen sich.

Jahre schon forderte die Apple-Fangemeinde ein Netbook, eine abgespeckte Laptop-Version zum Surfen und E-Mailen von den Entwicklern aus Cupertino. Und Steve Jobs galt zunächst als größter Gegner: „Was soll ich damit anfangen”, soll er gefragt haben. Der Erfolg des iPhones läutete in Kalifornien allerdings den Paradigmenwechsel ein.

Die technischen Werte des iPad unterscheiden sich nicht wesentlich von mobilen Computern der Konkurrenz, nicht einmal großartig vom aktuellen iPhone. Apples jüngster Rechner ist mit 1,0 Ghz getaktet, verfügt je nach Modell über eine Speicherkapazität von 16 bis 64 Gigabyte. Es gibt Mobiltelefone, die mit diesen Werten mithalten. Wo liegt also das Geheimnis, was ist das Magische am iPad? Die Antwort ist simpel: Es geht nicht darum, was das iPad kann, sondern darum, wie der Anwender in den Nutzen dieser Möglichkeiten kommt.

Praktisch immer angeschaltet

In der S-Bahn Nachrichten oder den neuen Bestseller lesen. Musik hören, Filme schauen. Preise vergleichen, den Weg zum nächsten Italiener finden oder schnell eine E-Mail schreiben. All das können Laptops auch. Doch zum Alltag der Anwender gehören diese Szenarien nicht. „Wer braucht denn das?”, fragen die Kritiker. Und sie haben recht, denn: Alles ist viel zu umständlich. Allein das Hochfahren eines mobilen Rechners dauert viel zu lange, die Bedienung ist zu kompliziert.

Das iPad funktioniert aber wie ein Mobiltelefon: Die Standby-Zeit soll nach Herstellerangaben bei einem ganzen Monat liegen. Damit ist der Apple-Rechner eigentlich immer angeschaltet. Ein Knopfdruck genügt, um alle Anwendungen sofort verfügbar zu machen. Allein die Möglichkeit der spontanen Inbetriebnahme wird das Nutzerverhalten revolutionieren. Der nicht austauschbare Akku des Gerätes soll unter Volllast zehn Stunden halten. Konzipiert für einen Arbeitstag.

Schlankes Betriebssystem

Das Betriebssystem des iPad ist im Gegensatz zu mobilen Windows-Computern schlank und tritt fast komplett in den Hintergrund. Die leicht modifizierte Version des iPhone-Betriebssystems bildet lediglich eine Ebene, auf der die installierten Anwendungen gestartet werden. „Für alles eine App”, wirbt Apple. Mehr als 100.000 dieser Applications sind bereits für das iPhone entwickelt worden. Schon Ende 2009 verzeichnete Apple mehr als zwei Milliarden Downloads über seinen App-Store. Alle iPhone-Applikationen werden auch mit dem iPad funktionieren, speziell auf das iPad zugeschnittene Anwendungen werden nicht lange auf sich warten lassen.

Die Bedienung ist für einen mobilen Rechner der 10-Zoll-Klasse nicht revolutionär, aber immerhin neu. Die Gestensteuerung per Fingerstreich erprobte Apple bereits erfolgreich am iPhone. Programme starten, Seiten umblättern, auf Internetseiten scrollen, Bilder vergrößern oder verkleinern, Dateien ordnen, Spiele steuern. Dazu benötigt der Anwender lediglich seine Finger. Eine Maus, ein Trackpad oder eine Tastatur werden überflüssig. Für Vielschreiber hat Apple ein Keyboard-Dock im Angebot. Eine vollständige Tastatur mit einer Halterung, die das iPad als Monitor ausrichtet. Vom iPhone übernommen wurden auch die Bewegungssensoren. Die dargestellten Inhalte werden angepasst, wenn das iPad aus dem Quer- in das Hochformat gedreht wird. Die Sensoren dienen auch zur Steuerung von vielen Spielen.

Interessant für Medienbranche

Die Inhalte für das iPad liefert das Programm iTunes und der daran angeschlossene iTunes-Store. Wie beim iPhone lassen sich hierüber die Multimedia-Inhalte ansteuern. Im Store können Musik, Filme, Bücher und Applikationen erworben und direkt aufs iPad geladen werden. Diese Plattform macht das iPad besonders für die Medienbranche interessant. Die New York Times gehörte zu den ersten Zeitungen, die eine eigene Applikation entwickelte. Auch deutsche Medienhäuser haben sich der Welle längst angeschlossen und vermarkten ihre Inhalte bereits gegen Bezahlung.

Das iPad wird die mobile Multimedia-Welt revolutionieren, das Nutzerverhalten auf den Kopf stellen. Einen Griff in die Mottenkiste wird das iPad allerdings nicht verhindern. Gegen Fingerabdrücke auf dem Display hilft nur ein Putztuch.